Reisebericht Türkei im Frühling 2009

Grundsätzliche Erfahrungen, die wir bei unserer Reise gemacht haben:

Zollformalitäten:

Keine größeren Probleme, die Zollbeamten sind nicht sehr gefällig, etwas mürrisch aber nicht sekkant.

Ver- und Entsorgungsorgung:

Wasserversorgung ist kein Problem, es gibt sehr viele Wasserhähne am Straßenrand. Wir haben da auch oft Wasser gebunkert und auch viele Lkw.-Fahrer beobachtet, wie sie ihre Wasserflaschen gefüllt haben.

Gasversogrung ist kein Problem, es gibt in der Türkei auch Gasflaschen, die dieselben Anschlüsse wie wir in Österreich haben (es wird kein Adapter benötigt). Allerdings sind die Flaschen nur in der Türkei zu tauschen.

WC-Entleerung ist praktisch bei jeder Tankstelle möglich.

Grauwasserentleerung bot für uns das größte "Problem", da wir nicht wie gewohnt, auf die örtlichen Kanalisationen ausweichen konnten. Wir behalfen uns oft mit der von uns normal nicht praktizierten Entsorgung in unfertigen, verlassenen Straßenbaustellen. Diese Entscheidung wurde uns durch die - leider - relativ stark vermüllte Umwelt leichter gemacht.

Schlafen:

Es gibt viele Möglichkeiten, frei zu stehen. NICHT jedoch bei Ausgrabungen - hier ist die Jandarma etwas strenger. Aufpassen muss man jedoch auch wenn es stark regnet, da wird so mancher Grund tief und es ist schwer weg zu kommen.

Campingplätze sind manchmal in einem Zustand, dass man sofort nach der Einfahrt - sofern diese mit einem WOMO überhaupt möglich ist- wieder umdreht. Wir haben morastige Wiesen, überflutete Grünflächen und ähnliches im Angebot gehabt, die wir aber nicht genützt haben. Die Duschen oder Toilettanlagen entsprechen meist nicht unserem Standard.

Polizei:

Polizei und Jandarma ist prinzipiell nicht unfreundlich bis sehr freundlich und sehr präsent - auch Nachts. Bei Verkehrskontrollen wurden wir immer durchgewunken. 

Fahrzeugverkehr

Sperrlinie - was ist das?

Tempolimit - das gibt es auch?

Überholverbot - das kann doch nur eine Empfehlung sein!?

Im Ernst - Der Türke ist ein "zügiger" Autofahrer. Es wird viel gehupt (NICHT: jetzt bin ich da, mach Platz! SONDERN: ich bin da, schau was ich mache.) In den Städten wird vorgefahren - links, rechts, wo immer Platz ist. Sie sehen alles, reagieren schnell und sind nicht aggressiv.

Straßenzustand

Na ja - Es gibt natürlich solche und solche. Die Schnellstraßen sind meist gut, jedoch mit einem Grobschotter asphaltiert, der das WOMO zum vibrieren bringt. Außerdem lösen sich oft die oberen von den unteren Asphaltschichten. Löcher in der Fahrbahn gibt es überall. Sie können auch sehr tief (5 - 10 cm) sein.

Auf Nebenstraßen (die sind in der Straßenkarte oft auch als hochrangige Straßen eingezeichnet) tut man gut daran, einen Schnitt von 30 bis maximal 40 km/h einzurechnen. Diese Straßen sind oft in einem katastrophalen Zustand. Schlaglöcher, abgebrochene Fahrbahnteile (in den Bergen), sind "Normalzustand". Wir hatten auch sehr viele Spuren von Vermurungen, die auch schon etwas länger zurück liegen dürften.


Die Bevölkerung ist sehr gastfreundlich, sehr entgegenkommend. Die Einladung auf einen Tee (ich habe das vorher nicht geglaubt) ist wirklich gang und gäbe. Ein kurzes Gespräch - und schon wird man gefragt: Kaffe oder Tee? Schwarzen Tee oder Apfeltee? Eine Kommunikation geht hier auch wirklich "mit Händen und Füßen". Die Hilfsbereitschaft der türkischen Bevölkerung scheint grenzenlos zu sein. Bei guten Kontakten, auch wenn sie noch so kurz sind, wird man mit Umarmung und angedeutetem Wangenkuß verabschiedet.

Einkaufen kann man praktisch Tag und Nacht, Wochentags und Sonntags - es ist immer ein Geschäft geöffnet.

- - - Und jetzt zum eigentlichen Reisebericht:

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Freitag, 06.03.2009  09.15h
Die Abreise in die Türkei ist für heute geplant und die Vorbereitungen dafür sind abgeschlossen. Nur mehr Frischverpflegung und Tiefkühlfleisch sind im WOMO zu verstauen.
Als wir zum Minimax kommen, müssen wir leider feststellen, dass ein geistesgestörter Wiener Bürger alle vier Reifen des WOMO’s mit einem Messer bearbeitet hat. Ganz traurig über diese Misshandlung steht der tiefergelegte Minimax da.
Was bleibt uns anderes übrig, als die Polizei zu verständigen und die Anzeige zu erstatten. Anschließend telefonieren wir mit mehreren Reifenhändlern, um festzustellen, dass Reifen für den Minimax nur ein Händler lagernd hat. Gut – Reifen reservieren und Transport für das WOMO suchen. Der verständigte ÖAMTC (gleichzusetzen mit dem deutschen ADAC) kommt mit einem Abschleppwagen, auf den der Minimax mit der Seilwinde hinaufgezogen werden soll.
Leider erweist sich die Rampe als zu steil, da der Minimax doch einen Überhang von 1,70 m am Heck aufzuweisen hat. Also Kommando retour und das WOMO wieder herunter vom Wagen. Dann wird ein Vertragspartner vom ÖAMTC verständigt. Hier ist die Rampe nicht so steil und es funktionierte alles vorzüglich. Also ab zum Reifenhändler. Mittlerweile ist es jedoch schon 17.00 Uhr und man verspricht uns das Auto für morgen vormittag fertig zu machen.
Wir fahren wieder nach Hause und verbringen die erste Urlaubsnacht daheim – Urlaubsfeeling will sich aber nicht so recht einstellen . . . .
Kompliment an den ÖAMTC: schnell, freundlich, kompetent und unkompliziert - sowohl in der Einsatzzentrale, als auch im Außendienst. Wir sind wirklich sehr zufrieden.

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Samstag, 07.03.2009, 10.30h bis 17.50h, Km 61.632 bis 62.033
In dieser Nacht haben wir beide nicht allzu viel geschlafen, der Ärger war doch zu groß.
Nach einem eher knappen Frühstück – der Appetit will sich nicht so richtig einstellen – warten wir auf den Anruf der Reifenwerkstätte. Um ca. 10.30 Uhr ist es dann so weit. Das WOMO ist wieder einsatzbereit. Wir beladen den Combi mit den restlichen notwendigen Utensilien und fahren beide mit dem Pkw. in die Werkstätte, um den Minimax zu holen.
Sylvia liefert den PKw zu Hause ab und ich fahr mit dem WOMO nach, warte vor dem Haus, bis die Sylvia den Combi in der Garage untergebracht und die Schlüssel einer lieben Nachbarin gegeben hat.
Dann geht´s es los. – Noch schnell Diesel und Wasser tanken, dann auf die Autostrada Richtung Schwechat – Ungarn. Leider hat unsere Tankstelle wegen der noch herrschenden Kälte die Wasserleitungen noch nicht aufgedreht. Also ohne Wasser auf die Autobahn. Bei der Autobahntankstelle Göttlesbrunn bekommen wir dann Wasser und sind diese Sorgen los.
Die Fahrt verläuft reibungs- und ereignislos, wenn man von einem ganz reizenden Sauwetter absieht: Sturm, strömender Regen, eisige Kälte – die richtigen Zutaten für das Aufkommen von Frühlingsgefühlen. Autobahn bis Budapest (Maut f. Ungarn € 6.-), dort Abzweig auf die Autobahn Richtung Szeged.
Bei der Ausfahrt 147 fahren wird dann ab und suchen uns den bereits geplanten Übernachtungsplatz Forraskut, beim Hindutempel.

forraskut-ungarn

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Sonntag, 08.03.2009, 09.15h bis 16.30h, Km 62.033 bis 62.568
Ab jetzt gehört das Schreiben wieder mir, Ewald braucht „nur“ zu fahren . . . . .
Ich finde das köstlich: sozusagen auf dem Weg vom Christentum in die Welt des Islam stolpern wir in Südungarn über den Hinduismus. Es ist eine sehr liebevoll gestaltete Anlage. Außer dem Tempel mit einem winzigen Amphitheater auf der Rückseite gibt es Wiesengelände mit überdachten Holztisch-Bank-Kombinationen, diversen Skulpturen, einen Spielplatz, ein Felsengärtchen, etwas weiter entfernt ein Gebilde, das wohl eine Jurte vorstellen soll; sogar der Gastank ist mit Bambus  umpflanzt und das ganze Gelände von Obstbäumen umgeben. Sicher ein sehr angenehmes Freizeitziel für die Bürger von Szeged.
Nach dem Frühstück machen wir geschwind einen Rundgang, denn der Wind pfeift uns erheblich um die Ohren. Dann geht die Reise weiter, immerhin haben wir noch allerhand Weg vor uns.
Der Grenzbeamte H/SRB ist sehr freundlich, stattet sogar unserem Womo einen Besuch ab, wohl um festzustellen, ob wir außer uns sonst noch jemanden mithaben – dazu hätte er allerdings genauso genommen auch die Garage beaugapfeln müssen. Hat er aber nicht, wahrscheinlich, weil wir so ungeheuer seriös wirken. . . . .
Dann wird´s öd: Autobahnkilometer herunterspulen und das bei einem recht tristen Wetter.  Novisad, Belgradumrundung, Nis. Danach runter von der Autobahn und hinein in einen regelrechten Canyon, auf dem sogar sonntags einiger Schwerverkehr rollt. Das kann ja morgen heiter werden – ich wälze jetzt schon Alternativpläne für die Rückreise !
In einem Nest namens Ostrovica steigen wir aus dem Verkehr, fahren über einen aus den Fugen geratenen Bach und stehen jetzt neben demselben – ein recht passabler Übernachtungsplatz.

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Montag, 09.03.2009, 6h50/7h50 bis 16h30, Km 62.568 bis 63.156
Geschafft!  Wir haben die Türkei erreicht – war schon ein langer Weg . . . .
Früher Aufbruch beschert uns einen phantastischen sonnendurchleuchteten Nebelmorgen.
8h20  Grenze SRB/BG - problemlos
Um 9h umrunden wir Sofia auf Straßen, die den Vergleich mit rumänischen mühelos aushalten. Slalom zwischen abgrundtiefen Schlaglöchern!
Dann arbeiten wir uns durch die weite Ebene zwischen  Rhodopen und Stari Planina Richtung türkische Grenze, die wir um 13h30 erreichen und um 14h30 schließlich passieren dürfen. Irgendein Zöllner hat irgendeinen Stempel vergessen, den wir uns noch organisieren dürfen (müssen), weil uns sonst ein anderer Zöllner nicht ins Land lässt. Wir müssen mit dem Womo ein paar Mal hin und herfahren, weil der vergessliche Herr seinen Schalter nicht verlassen will (darf). Aber dann ist es so weit, wir dürfen einreisen.
Ewald hat schon von zu Hause die Koordinaten eines Stellplatzes  knapp hinter der Grenze mit, den visieren wir jetzt an, weil wir für heute genug gefahren sind. Leider entpuppt sich der Platz als Fehlschlag, so dass wir noch gut eine Stunde suchen, bis wir vernünftig stehen (ein paar Kilometer vor Kircasahli N 41° 24,535', E026° 49,609'), neben einem Feldweg; nicht ganz einfach, weil das riesige Mittelmeertief unglaubliche Mengen Regen gebracht hat und die Böden teilweise grundlos sind – nix für 3,5t!

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Dienstag, 10.03.2009 08h10 - 13h15, Km 63.156 bis 63.370
Gut geschlafen, früh aufgestanden, auf schnurgerader Strasse über Berg und Tal und ein tolles Hagelgewitter nach Kesan, wo wir uns mit Bargeld eindecken und erstmals mit türkischem Alltagsleben konfrontiert sind – durchaus gewöhnungsbedürftig!
Das weitere Wetter ist durchwachsen, von Sonnenstrahlen bis dunkelschwarz ist alles drin – um 11h30 sind wir in Eceabat und kurz darauf bringt uns die Fähre auf asiatischen Boden nach Canakkale.

Wir suchen uns unseren zu Hause ermittelten Übernachtungsplatz, kaufen noch kurz ein und verbringen den Nachmittag und Abend mit Kochen und Dardanellen-Fernsehen (irgendwann habe ich aufgehört, die vorüberziehenden Frachter zu zählen).
Der Sonnenuntergang sollte Gutes verheißen, der Mond ist kugelrund, mal sehen, was der morgige Tag bringt.

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Mittwoch, 11.03.2009, 08h45 - 13h00, Km 63.370 - 63.452
Der Tag beginnt sportlich !  Unser Weg führt uns an einem noch nicht in Betrieb genommenen Mini-CP vorbei, den wir kurz anschauen wollen. Wie habe ich gestern geschrieben:  grundlose Böden sind nichts für 3,5t – wie wahr. Es dauert eine ganze Weile, bis wir aus dem Gatsch wieder heraußen sind. Dann wird getankt und auch gleich der gröbste Dreck von der Rettungssaktion beseitigt und auf geht´s Richtung Troja!

Wir haben schon viel gelesen und wissen daher, was uns erwartet bzw. nicht erwartet. Das allgemein bekannte Pferd ist richtig drollig, insbesondere, wenn man an den Geschichteunterricht zurückdenkt, was man uns nicht alles über die herrlichen Griechen erzählt hat . . . .

Wirklich beeindruckend ist die Lage am Eingang zu den Dardanellen.
In Ezine gibt´s einen Einkaufsstop, erweitert durch einen Mittagsimbiss in einer türkischen Suppenküche, wo wir eine köstliche Corba bekommen.
Weiter geht es nach Behramkale – zumindestens ist das geplant. Bei Dalyan ereilt uns das Schicksal und eine sonnige Wiese lacht uns an. Also machen wir eine Pause, zumal gleich nebenan die Überreste von Alexandria Troas aus dem Grün lugen.
Jetzt ist es 18h20 – die Pause hat sich in die Länge gezogen. Die Steine wollten besichtigt werden, unzählige Buschwindröschen – weiß, zart lila, purpurfarben, leuchtend rot  wollten bewundert werden, und das dauert.
Das Womo-Innere ist auch wieder fit, also kann jetzt gegessen werden. Wir werden hier heute nächtigen. N 39° 45,026', E 026° 10,159'

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Donnerstag 12.03.2009, 10h00 - 15h30, Km  63.452 - 63.644
Nächtigen ist an diesem Platz doch nicht so empfehlenswert – das wissen wir jetzt ganz genau. Um 01h30 erhalten wir Besuch von der Jandarma, die sich sehr freundlich erkundigt, was wir denn da tun, die Pässe kontrolliert, zufrieden nickt und wieder fährt. Also weiterschlafen. Um 05h30 sind die nächsten da: wieder werden Pässe kontrolliert, dann erfahren wir, dass wir hier nicht bleiben können, das ist verboten und unsicher. Die Herren nehmen uns ins Schlepptau und lotsen uns zum „Kai“ von Dalyanköye, wo wir uns vor einen verfliesten öffentlichen Waschbrunnen hinstellen. Kemal Atatürk bewacht unseren Schlaf, der sich tatsächlich noch einmal einstellt.
Trotzdem bin ich am nächsten Morgen ziemlich geschlaucht, zumal es ab 2h früh blitzt und donnert und der Regen aufs Womodach prasselt, was er im übrigen seither ohne Unterbrechung tut. Nach dem Frühstück holen wir unserem Womo  Wasser vom Fliesenbrunnen und brechen dann Richtung Behramkale mit der berühmten osmanischen Buckelbrücke aus dem 14. Jahrhundert auf.

Leider lässt sich der Wettergott nicht besänftigen, was sehr schade ist, denn unser Weg führt uns durch eine ganz wundervolle Landschaft, was nur leider unter solchen Bedingungen nicht zur Geltung kommen kann.
In Edremit kaufen wir einige Lebensmittel, dann flüchten wir vor der Nässe wieder ins Womo, setzen unseren Weg nach Bergama fort und schlagen uns kurz nach Burhaniye in die Büsche. Jeder „Naturschlafplatz“ erübrigt sich bei diesen Bodenverhältnissen; Felder stehen unter Wasser, die Böden sind restlos aufgeweicht, Strassen sind überschwemmt, sodass man häufig auch die gefürchteten „Krater“ in der Fahrbahndecke nicht sieht. Jetzt stehen wir Aug in Aug mit der Ägäis in einer unbewohnten Feriensiedlung, wo man uns heute hoffentlich in Ruhe schlafen lässt.

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Freitag, 13.03.2009, 09h10 - 10h30, Km 63.644 - 63.736
Man lässt! Um 8h werden wir endlich munter – und die Sonne scheint! Nur ein kalter Wind bläst von Norden. Bergama: der Kultur und der Teppiche wegen . . . .
Wir wandern durch die Stadt und betrachten das Treiben vor den Moscheen bei den Waschbrunnen, in den Teehäusern, am Markt; nach der Roten Halle

ist der Burgberg an der Reihe. Schon die Fahrt hinauf ist spannend: kommt ein Bus entgegen oder nicht? Für zwei Dicke ist da nämlich nicht Platz.
Die Akropolis sitzt sehr imponierend auf ihrem Hügel, diese 500m sind nicht ohne!  Wir steigen eine ganze Weile zwischen den Steinen herum, bewundern die fein gearbeiteten Details an Marmorsäulen und -kapitellen, rätseln zum x-tenmal, wie diese riesigen Gewichte mit den damals verfügbaren Mitteln hier haben heraufgeschafft werden können und bestaunen das Amphitheater, das als das steilste der Welt gilt.

Die Luft nach dem gestrigen Tag ist klar und die Aussicht wirklich umwerfend. Die nahen Hügel sind mit Olivenbäumen und Steineichen bedeckt, im Osten wachsen recht eindrucksvolle Berge in den Himmel und im Westen glänzt das Meer.
Das Asklepieion erleben wir an diesem Tag nicht mehr, denn Regisseur Zufall führt uns am dortigen Parkplatz mit einem Mann zusammen, der in der Gemeinde arbeitet und uns einen Stellplatz verrät, der sich in einer Teppichmanufaktur befindet. Bergama ist Partnerstadt von Böblingen, was im Laufe der Jahre offenbar zu erhöhter Womo-Frequenz geführt. Auf diese glückliche Art und Weise kommen wir nicht nur zu einem sehr sicheren Schlafplatz, sondern morgen auch zu einer Führung durch die Manufaktur, wo wir auch filmen dürfen. Wir lernen vier außerordentlich liebenswürdige – und dabei grundverschiedene - Türken kennen, mit denen wir in ein sehr angeregtes Gespräch kommen. Alle vier arbeiten hier in diesem Unternehmen und alle vier sprechen deutsch, von ein bisschen bis erstklassig.

Wir betrachten noch einige Teppiche, bis ich meinen Herrn Gemahl ins Womo treibe. Strom haben wir auch bekommen und freuen uns jetzt auf morgen.

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Samstag, 14.03.2009, Bergama Stehtag, Km 63.736 - 63.788
Es ist 19h und es hat gerade gehagelt!  Ansonsten sind heute die Teppiche am Wort. Eine unglaubliche Zauberwelt an Farben und Formen, Materialien und Techniken, man kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus.

Wir schauen beim Knüpfen zu, stellen tausend Fragen und versuchen nachzuempfinden, wie wohl das Knüpfen mit dünnsten Seidenfäden sein mag.  Darüber vergehen Stunden; dann führen wir uns noch das Asklepieion zu Gemüte, neben Kos und Knidos das dritte der berühmt gewordenen Heilbäder der Antike.

Viel Platz hat man da dem Gesundheitswesen eingeräumt und der Blick hinüber zum 3km entfernten Burgberg mit der Akropolis ist recht beeindruckend.

In der Stadt kaufen wir noch Helva, schauen uns in einem Internet-Cafe den bezaubernden Wetterbericht an und fahren wieder auf unseren Teppichhof, wo wir gerade noch alles unter Dach und Fach bringen, bevor . . . . siehe oben.

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Sonntag, 15.03.2009, 09h45 - 14h40, Km 63.788 - 64.008
Nach unserer Eisnacht scheint die Sonne mit harmlosestem Gesicht vom blauen Himmel. Wir machen in Ruhe unser Womo reisefertig, bekommen noch Frischwasser, nehmen Abschied und rollen nach Süden weiter. Der Weg zur Halbinsel Foca ist gepflastert mit Industrieanlagen, kein schöner Anblick. Dafür zeigt sich dann in Foca die Ägäis von ihrer schönsten Seite, tiefblau, am Horizont ein Kranz von Inseln, eine Wohltat nach den letzten Tagen.

In Izmir wollen wir nicht freistehen, also haben wir schon von zu Hause CP-Daten mit und umrunden zunächst die Riesenstadt auf der Stadtautobahn in Richtung Cesme und finden in Güzelbahce problemlos unser Quartier: OBA-Camping. Ein gemütlicher CP für Izmirer Stadtflüchtlinge; alt, die Sanitäranlagen von vorvorgestern, aber Unmengen heisses Wasser! Kostenpunkt € 7,-- für 2 Personen, ein WOMO und Strom. Und irgendwann einmal muss man ausgiebig duschen und vor allem Haare waschen. Die Küche bleibt heute kalt, wir essen auswärts. Das beste ist ein Riesensalat, ganz frisch, die Spieße sind ein bisschen dürr und beim Bestellen der Corba tupft Ewald leider ausgerechnet auf die Kuttelcorba, die nicht ganz meine Linie ist. Dafür bekommen wir aber gratis einen Obstteller und ich außerdem frische Freesien überreicht. Frühling lässt sein blaues Band doch durch die Lüfte flattern . . .
Morgen wollen wir uns mit Öffis in die Verkehrshölle von Izmir begeben.

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Montag, 16.03.2009, Stehtag
Verschlafen! Um 9h10 kriechen wir endlich aus den Federn, freuen uns über Sonnenschein, frühstücken und fahren mit der Buslinie 82 bis ins Zentrum = Konak = Busbahnhof gleich neben dem Platz mit dem Uhrturm.

Sozusagen der Nabel von Izmir, „der Perle der Ägäis“.  Vermutlich bezieht sich das auf die Lage der Stadt, sie zieht sich auf mehreren Hügeln um die gesamte Bucht und bietet aus einiger Entfernung wirklich einen phantastischen Anblick, besonders bei Nacht. Schön ist die Stadt nicht. Es gibt aber einiges zu betrachten und zu genießen: die Moscheen, der  Kadifekale, sehr vergnüglich ein Gang durch den Basar. Säckeweise werden Haselnüsse, Rosinen, Feigen, Walnüsse feilgeboten, es gibt Kästchen mit getrockneten Kräutern und Gewürzen.

Dieser Basar ist vornehmlich nach dem Bedarf der Einheimischen ausgerichtet, es gibt kaum etwas, was es dort nicht gibt. Die kleine Konak-Moschee mit schönem Fliesenschmuck auf dem Platz mit dem Uhrturm, der sich - sehr großzügig  gestaltet  - über die Fahrbahnen der Stadtautobahn hinweg bis zum Fährterminal dehnt und von dort eine Fußgängerverbindung bis zum Busbahnhof schafft. Die Izmirer sind stolz drauf und nützen ihren Platz in jeder Weise. Die Agora ist ein ausgesprochener Pflanz und teuer noch dazu.

Wirklich spannend ist Bus fahren in Izmir und viel weniger anstrengend als selber fahren – wirklich zu empfehlen, denn die Strassen sind erbärmlich, teilweise unmöglich steil und die Stadt absolut Womo-untauglich. Hut ab vor den Busfahrern – unsere würden ordentlich die Ohren anlegen!
Abseits des Trubels zwei leise, aber intensive Eindrücke:
die Betenden in der Moschee
ein Mann, der einen anderen - vielleicht seinen Vater - mit einem Handkuss begrüßt.
Und morgen fahren wir ein Stück gen Osten!

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Dienstag, 17.03.2009, 10h00 - 15h50, Km 64.008 - 64.158
Statt Osten wird es Süden; statt Sardes/Birgi wird es Ephesos. Eine hübsche Fahrt um die Halbinsel  es blüht schon überall weiß, gelb, violett, in der Ferne sieht man Samos, dann sind wir bei den Ausgrabungen. Leider ist es ziemlich diesig, anstrengend für die Augen und schlecht fürs Filmen. Ein Parkwächter rettet uns davor, die Runde durch die Ausgrabung verkehrt herum zu gehen und bringt uns mit seinem Kleinbus zum oberen Parkplatz. Preis: wir müssen uns über Teppiche informieren lassen, hätten wohl auch einen kaufen sollen, was wir natürlich nicht getan haben und werden dann zum richtigen Eingang gebracht.

Wenn man sich – wieder einmal – auf die alten Steine „eingeschaut“ hat, beginnt man hier langsam zu ahnen, wie es wohl einmal gewesen sein mag.

Immer wieder beeindruckend sind die Dimensionen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Eine sehr schöne Grabungsstätte, die viel Aufschluss gibt – trotzdem hat uns Bergama besser gefallen.
In Selcuk kaufen wir Brot, offenes Yoghurt (ein Traum !), Obst und verziehen uns ans Meer in eine leere Feriensiedlung, wo es prompt anfängt zu regnen. Gott sei Dank sind wir nicht an den Strand gefahren, wie ursprünglich geplant. Plötzlich sehe ich einen Mann, der am Strand spazieren geht und sage das dem Ewald. Den küsst die Muse und er formuliert folgenden Sechszeiler:

Schau, ein Mann geht an den Strand

und steckt die Zech'n in den Sand.

Er geht nach rechts, er geht nach links,

ich glaube fest, der sucht die Sphinx.

Er ist nicht zu zweit, er geht allane,

wahrscheinlich find't er kane.

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Mittwoch, 18.03.2009, 09h15 - 16h30, Km 64.158 - 64.189
Same time – same station!  Irgenwie scheint`s, dass dieser Urlaub nicht sein soll. Kaum haben wir unseren Stellplatz verlassen, ertönen äußerst beunruhigende Rumpeltöne aus dem Mittel- und Hinterteil des Minimax. Wieder einmal liegt Ewald unterm Auto und kommt mit der Diagnose  - Aufhängung des Federbeins vom ALKO-Aufbau gebrochen (ein Alu-Gußteil !!!) - wieder zum Vorschein. Da sich das schwerlich auf der Landstrasse  beheben lässt, klebt Ewald das lose Ding mit einem Tape fest und wir suchen eine Werkstätte auf, die sich der Sache annimmt.

Wir dürfen in der Zwischenzeit den Rest der Kulturstätten von Ephesos besichtigen als da sind: Artemision, Johanneskirche, Isa Bey –Moschee.

Am bemerkenswertesten ist zweifellos der Umstand, dass man sich hier in der Tat auf einen Blick drei Zeitaltern, drei Religionen gegenübersieht; der Erhaltungszustand ist unterschiedlich schlecht, den Vogel schießt eindeutig das Artemision ab. Laut Überlieferung war dieses in der Antike bestaunte Wunderwerk aus Marmor 115m lang, 55m breit und 25m hoch mit einem doppelten Säulenkranz von 18m Höhe; Tempel und Altar standen direkt an der Kaimauer und waren für die ankommenden Schiffe weithin sichtbar. Heute ist das Meer 6km weit entfernt und als Zeugnis dieser Pracht steht noch genau eine Säule im Sumpf – eine Herausforderung an die Phantasie des Betrachters!
Weil wir ohnehin Geld beschaffen müssen, lenken wir unsere Schritte wieder in die Gegenwart, statten dem Bankomaten einen Besuch ab und kehren dann in eine ganz simple Kebap-Hütte am Markt ein: das Essen ist sensationell gut und die ganze Belegschaft ist ungemein gastfreundlich und liebenswürdig.
Dann kehren wir zu unserem Hinkebein zurück, das noch immer recht kläglich dasteht.

Nein, das ist er nicht!

Das ist er!!!!!

Um 16h ist es dann so weit, wir nehmen unser Womo in Empfang, fahren zu unserem gestrigen Stellplatz zurück und:  es dauert gar nicht lange, bis wir wissen, dass wir uns morgen wieder in der Werkstatt einfinden werden. Irgendwas passt nicht, es quietscht und knarrt zum Gotterbarmen – das muss sich der Mechaniker selbst anhören – Probefahrt gab es leider keine.

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Donnerstag, 19.03.2009, 09h00 - 7h00, Km 64.189 - 64.431
Heute aber schon, nachdem dann auch noch der Alko-Zusatzstoßdämpfer erneuert ist. Jetzt passt alles wieder und Minimax schweigt vornehm vor sich hin. Es ist ein Genuss, so ein leises Fahrzeug.
Ewald lebt sich schon richtig ein in die türkische Männerwelt, steht mit Tee in der Hand mit allerhand Mannsbildern in der Werkstatt beisammen und scheint mit ihnen über Gott und die Welt zu reden – in welcher Sprache, ist mir nicht bekannt. Ich hab in der Zwischenzeit das Idealbild der zurückgezogenen Ehefrau abgegeben, bin im Womo gesessen und habe gestickt.
Dann picken wir uns ein neues Ziel aus der Landkarte und fahren los wie auf rohen Eiern.

Die Spuren der nächtlichen Gewitter sieht man jetzt an den beiden Bergzügen, die uns begleiten – sie sind weit herunter verschneit; ein recht eigenwilliger Hintergrund für Olivenhaine auf blumenübersäten Wiesen.

Wir möchten nach Sardes zum dortigen Artemision und das wird zu einem wirklichen Erlebnis. Das Wetter veranstaltet große Licht- und Schattenspiele, als wir eintreffen, die dramatische Bergkulisse tut ein übriges, um den Tempel richtig in Szene zu setzen.

Riesige Marmorquader, wunderbar gearbeitete Kapitelle, wahrhaft mächtige Säulen stehen in der saftig grünen Wiese, die mit hunderten leuchtendroten Buschwindröschen und den weißen Sternen wilder Kamille gespickt ist – in der Abendsonne ein geradezu verwunschener Ort. Schön, dass wir das sehen können.

Da  wir schon wieder Schneeregen im Angebot haben, stehen wir jetzt auf einem Schotterplatz, von hier kommen wir sicher weg. Sicher kein schöner Stellplatz, aber zum Nächtigen geht das schon.

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Freitag, 20.03.2009, 09h30 - 17h30, Km 64.431 - 64.562
Uff – das war heute ein ereignisreicher Tag! Wir haben Birgi als Ziel und daher eine Bergüberquerung vor uns. Die Straße schraubt sich steil hinauf, und unversehens finden wir uns in einer tief verschneiten Winterlandschaft unter tiefblauem Himmel wieder.

Ein traumhafter Anblick, auch wenn wir ja eigentlich auf der Suche nach dem Frühling sind. Nach etlichen Kehren baut sich vor uns die leuchtend weiße Bergkette des Aydin Daglari auf, dann sind wir auf der Passhöhe und vor uns breitet sich in der Sonne das Tal des Kleinen Mäander  aus. Dort liegt Birgi – und das ist gleich die nächste Überraschung. Dort gibt es einen Konak – ein Herrenhaus – aus dem 18. Jh., das man einfach gesehen haben muß. Ein echtes Kleinod. Im ersten Stock wird die zentrale Halle von etlichen Zimmern umgeben, die mit sehr dekorativen Wandmalereien ausgeschmückt sind.

Die hölzernen Decken sind außerordentlich detailreich gearbeitet und ebenfalls bunt bemalt. Das Ganze wirkt wie aus einem Märchenbuch entnommen und war offenbar dazu gedacht, viele Besucher aufnehmen zu können.

Moscheen gibt es gleich mehrere, am sehenswertesten die Aydinoglu Mehmet Bey Camii mit einem sehr schönen Mihrab, der mit alten seldschukischen dunkelgrün-türkisfarbenen Fliesen in Stalaktitenform ausgekleidet ist

und wunderbaren Schnitzarbeiten an der Kanzel und an den Fensterläden. Da gerade die Freitagsansprache stattfindet, warten wir deren Ende bei einer Tasse Apfeltee in einem türkischen Teehaus ab. Tatsächlich bin ich dort die einzige Frau und komme mir etwas eigenartig vor. Das Dörfchen selbst wirkt ausgesprochen pittoresk; ein Bach fließt hindurch, es gibt viele alttürkische Häuser und auch die Überreste eines Hamam sind noch vorhanden.

Es wird heftig gebaut und renoviert, denn leider sind viel von der alten Bausubstanz arg mitgenommen, oder schon restlos verfallen. Ein wunderbarer Nachmittag in einem sehr türkischen Dorf. Gekrönt wird der Tag dann durch eine weitere Bergwertung durch bzw. eher über den Aydin Daglari, auf dessen Nordhang wir jetzt stehen und zuschauen, wie die Schatten aus dem Tal heraufwandern. Unten in Tire gehen schon die Lichter an und wir hoffen jetzt halt, dass es in der Nacht nicht schneit.

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Samstag, 21.03.2009, 09h20 - 13h15, Km 64.562 - 64.765
Nein, schneien tut´s nicht, aber der Äolus orgelt so wild ums Womo, dass man glauben möchte, er will es umwerfen.
Mitten im schönsten Schlaf werden wir – wieder einmal – durch Rufen und  Scheinwerfer neben dem Womo wach: ein vorbeikommender Autofahrer glaubt, wir haben uns verirrt und finden nicht mehr weiter. Unser doch reichlich exponierter Standort – drei Meter von der Kante des Berghanges entfernt - hat ihn dermaßen erschreckt, dass er uns retten will. Als wir ihm klarmachen, dass wir hier eigentlich nur schlafen und morgen nach Aydin  wollen, ist er sichtlich erleichtert und fährt weiter.
Der „Abstieg“ ins Tal ist womöglich noch schöner als die gestrige Fahrt. Das schräge Morgenlicht zaubert eine unwahrscheinlich schöne Stimmung auf die steilen Hänge; sie sind terrassiert und abwechselnd mit Walnuss- und Olivenbäumen bepflanzt.

Unter den Bäumen sprießt es herrlich grün, leuchtend gelb und schneeweiß gesprenkelt; nach dem gestrigen Winterintermezzo ein Traum.

Dann hat uns die Erde wieder; wir rollen Richtung Denizli mit Ziel Pamukkale. Auch der Verzicht auf die Autobahn bringt nicht sehr viel Leben in diese Fahrt, es ist diesig und auch die schneebedeckten Riesen im Süden kann man mehr ahnen als sehen.
In Pamukkale beziehen wir einen passablen Stellplatz auf dem derzeit noch menschenleeren Riesenparkplatz vor den Sinterterrassen; ein Spaziergang führt mich jedoch an einem Mini-CP vorbei, der äußerst gepflegt wirkt; vor allem aber steht auf dem Schild „Free Internet“! Na, aber nichts wie hin – das gibt´s in der Türkei nicht oft, am wenigsten um diese Jahreszeit! Und so stehen wir nun, wohl bekocht, wohl geduscht, wohl behütet – niemand wird uns heute retten wollen und es wird auch nicht so lausig kalt sein wie vergangene Nacht.

Der Wetterbericht verspricht für Morgen nur Gutes.

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Sonntag 22.03.2009, Stehtag
Man soll halt nichts auf Versprechungen geben! Es regnet wieder einmal Schusterbuben. Als Draufgabe zuckt Mutter Erde (4,3 auf der Richter Skala) auch noch ein bisschen mit den Schultern und gibt dem Womo einen richtigen Schubs. Die erste Erschütterung merken wir gar nicht, laut Wirtin um drei Uhr früh, die zweite aber sehr wohl.
Pamukkale:  Beschreibungen sind müßig, denn jeder kennt die einschlägigen Fotos des „Baumwollschlosses“. Diese stammen allerdings aus „früheren Zeiten“, als die Begehung bzw. auch die Flutung der Sinterterrassen noch nicht so streng geregelt war wie heute. Das scheint aber notwendig zu sein, um dieses phantastische Gebilde in seiner ganzen Schönheit und Eigenart zu erhalten; zum Beispiel werden viele Becken zeitweise trocken gehalten, um die Entstehung von Moos möglichst zu vermeiden.

Wer also hinfährt kann gewärtig sein, dass nicht überall Wasser ist und dass er nicht überall hingehen kann, so wie es die Prospekte glauben machen. Trotz dieser „Einschränkungen“ ist dieses Naturschauspiel absolut sehenswert.

Die Ausgrabungen des antiken Hierapolis setzen dem ganzen im wahrsten Sinn des Wortes die Krone auf. Einen großartigeren Platz kann es für eine Stadt gar nicht geben.

Trotz Kälte und gelegentlicher Regengüsse alles in allem ein sehr eindrucksvolles Erlebnis.

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Montag, 23.03.2009 09h15 - 16h00, Km 64.765 - 65.102
Wenn´s so weitergeht, werden dem Minimax bald Schwimmhäute wachsen . . . .
Es schüttet praktisch die ganze Nacht, nach dem Frühstück geruht es dann aufzuhören. Wir machen uns auf nach Mugla und durchqueren eine recht imposante Berglandschaft, die – Überraschung ! – verschneit ist.

Der höchste Mugl ist 2294m, unser höchster Pass liegt auf 1010m Höhe, das Ganze spielt sich bei Wetterverhältnissen ab, die an einen Großwaschtag in einer alten Waschküche erinnern. Und kaum sind wir über der Wetterscheide (es ist unklar, wie viele es davon in der Türkei gibt), lächelt die Sonne milde auf uns herab und die Landschaft schaltet um auf mediterran, mit Pinienwäldern, Blumenwiesen – wirklich schön.
Das Cine-Tal: der Beginn ist toll, bald nach Yatagan wird´s urweltlich, als ob   Riesen ihr Spielzeug durch die  Gegend geworfen hätten – eine richtig dramatische Szenerie.

Uns hat es stark an El Torcal in Spanien erinnert.

Aber das war´s dann auch, der Rest ist ein ganz normales Tal, von wildromantisch – wie angekündigt - keine Spur. Auch gut; Ewald pickt sich eine „landschaftlich schöne“ Straße aus der Karte (die mit grünen Streifen oder Punkten), die uns nach Söke bringen soll. Sie tut es auch, aber wie! Ich beschreibe das jetzt nicht, sonst bringe ich mich um meine Nachtruhe. 50km dauert diese Tortur, vorbei an den gefluteten Baumwollfeldern -

und dann sind wir in der Stadt der Baumwollkönige und kurz darauf in Priene auf dem dortigen Parkplatz, der sich außerhalb der Saison ausgezeichnet als Übernachtungsplatz eignet.
N 37° 39,623'    E 027° 18,391'

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Dienstag, 24.03.2009, 13h35 - 17h35, Km 65.102 - 65.281
Ja, wir haben hier sehr gut geschlafen. Sonnenschein beim Aufwachen.
Priene ist hinreißend; allein die Lage am Südhang des Mykalegebirges – ein Traum. Das ist antike Geschichte zum Angreifen!

Wir waren außerordentlich angetan  – und preiswert ist es außerdem TL 3,-- p. P.  In den meisten anderen bekannten Ausgrabungsstätten wird man zwischen 15,-- und 20,-- TL los. Soviel Bildung geht ins Geld – drum betrachten wir auch Milet nur von außen. Alles kann man ohnehin nicht auf einen Sitz verkraften und in Milet spielt in diesem regenreichen Frühjahr derzeit noch das Grundwasser die Hauptrolle. Dafür haben wir zwei reizende Störche als Statisten für die Außenaufnahmen.
Dann rollen wir auf nicht sehr erfreulichen Straßen nach Milas und - da sich der dort geplante Stellplatz als ebenfalls frühlingshaft aufgeweichte Fläche zwischen Olivenhainen entpuppt - weiter nach Bodrum. Dort kommen wir am Spätnachmittag an – von oben ein traumhafter Anblick – und wutzeln uns durch den Abendverkehr bis nach Turgutreis. Knapp nach der dortigen Marina  finden wir prompt einen vollkommen regulären Parkplatz direkt am Meer.

Wir schauen der Sonne zu, wie sie sich ins Meer begibt und gehen dann einkaufen. Köfte gibt es, geröstete Erdäpfel und Tomatensalat – die schmecken hier nämlich schon köstlich!
P.S. Heute haben wir einen frisch geschlüpften Schwalbenschwanz entdeckt, der sich gerade zum Trocknen ausgebreitet hat und der Mohn blüht hier auch schon.

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Mittwoch, 25.03.209 10h00 - 15h30, Km 65.281 - 65.467
Nachts hat es so viel geregnet und gestürmt, dass es morgens aufhören und die Sonne gelegentlich durchblinzeln kann. Wir nehmen einen neuen Anlauf auf den gestern verpassten Windmühlenhügel.

Die Zufahrt und die Koordinaten sind bei den Stellplätzen in der Webseite nachzulesen.
Der Ausblick von dort ist allerdings umwerfend – der Wind übrigens auch. Die ganze Stadt liegt einem zu Füßen, samt Johanniterkastell St. Peter und dem Yachthafen, die schneeweißen Häuser schmiegen sich an die umliegenden Berghänge, das Meer glänzt silbrig herauf und in der Ferne reiht sich eine Bergkette an die andere – ein phantastisches Panorama!
Kulturprogramm findet heute keines statt; es muss nur noch eingekauft und Geld beschafft werden, denn wir wollen uns in einen stillen Winkel ans Meer verziehen. Wir rollen nach Norden, nach Osten und wieder nach Süden und „steigen“ vom Sakar-Pass hinunter nach Gökova in die blaue Bucht.

Derzeit ist sie zwar nicht blau, aber dafür wahrhaft still, denn – wir kennen das jetzt schon – die Saison hat noch nicht begonnen.

Wir bekommen Besuch von drei Hunden, einem Mann, der aus Stuttgart stammt und in die Türkei ein-(aus?)gewandert ist und von einem Bewohner unserer Winzigbucht, der offenbar nur sichergehen will, dass er nicht nächtens von uns überfallen wird; wir stehen nämlich nahe bei seinem Haus. Als wir ihm erklären, dass wir hier nur schlafen möchten, kehrt er zufrieden in sein Häuschen zurück.

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Donnerstag, 26.03.2009 10h00 - 14h00, Km 65.467 - 65.548
Von wegen stille Bucht: in der Nacht fängt das Womo derart zu rumpeln an, dass ich schon an ein weiteres Erdbeben glaube,  bis dann mit einem Mordsgetöse ein Gewitter losbricht. Fallböen, Blitz und Donner beenden die Nachtruhe.
Morgens – wie üblich – macht der Himmel ein freundliches Gesicht. Wegen des Schlafmangels wird eine Kurzetappe eingeschoben, wir fahren nur bis Köycegiz bzw. Dalyan, ein Naturschutzgebiet an einem Süßwassersee mit Schilfgürtel und Bootszugang zur Ausgrabungsstätte Kaunos bzw. zum Schildkrötenstrand Itzuzu. Wir machen einen Rundgang durch das Dörfchen, das sich schon für den Saisonbeginn rüstet und bewundern die ionischen Felsgräber, die auf der anderen Flussseite in die Felswand gemeißelt sind.

Wenn es das Wetter erlaubt, unternehmen wir morgen eine solche Bootsfahrt; ansonst geht es weiter nach Fethiye.

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Freitag, 27.03.2009 11h30 - 12h30, Km 65.548 - 65.558
Wir kennen alle die Geschichte mit der Rechnung und dem Wirt. So ergeht es uns heute. - Eigentlich hatten wir vor, nach Fethiye zu fahren und......
Es wird ein strahlend schöner, aber sehr frischer Morgen, sodass wir Boot mit Internet-Cafe vertauschen und schauen, was es in der Heimat Neues gibt. Wir sehen eine ausgesprochen erbauliche Wettervorhersage, kaufen ein, bewundern noch einmal die Felsgräber - eine unfassbare Leistung, in jeder Hinsicht – und machen uns auf zur Halbinsel Iztuzu. Um diese Jahreszeit und überhaupt an einem solchen Tag ein absoluter Volltreffer!  Der Weg dorthin führt uns durch das fruchtbare Schwemmland  des Dalyan mit Zitronen- und Orangenhainen,

dann durch Pinienwälder; wir kommen zu einem Picknickplatz, tanken an der dortigen gefassten Quelle Frischwasser, entdecken einen herrlichen Übernachtungsplatz, den wir uns für später merken und arbeiten uns hinunter zum Meer.

Der Strand von Iztuzu ist einer der letzten, an dem die Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Naturschützer haben durchgesetzt, dass die Halbinsel nur eingeschränkt touristisch genutzt werden darf; kein Hotelbau, nur Badestrand und während der kritischen Zeit von der Eiablage bis zum Schlüpfen der kleinen Dinger wird der Strand nachts bewacht.

Jetzt besteht aber keine Gefahr für den Nachwuchs, Touristen sind außer uns auch noch keine da – es herrschen geradezu paradiesische Zustände: leerer Strand, blaues Meer, ebensolcher Himmel, Brandung, Sonne (!),

die Schilflandschaft des Dalyan-Deltas, Reiher, zerklüftete Felswände – ein Traum. Nach den letzten Wochen genießen wir diese Schönheit in vollen Zügen, marschieren den Strand einmal hinauf und wieder hinunter, schauen einem Reiher zu und nehmen ein kurzes Sonnenbad.

Dann geht´s zu unserem Übernachtungsplatz hoch über der Bucht mit einem phantastischen Ausblick auf die umliegenden Berge. Schafe und Ziegen schauen auf dem Heimweg vorbei, Kühe geben sich ganz gelassen als Verkehrsteilnehmer, dann geht die Sonne in ihrer ganzen Pracht unter, mit einer Stunde Verspätung die fadendünne Sichel des Mondes.

Jetzt wölbt sich über uns ein sternübersäter Himmel – ein ganz besonders schöner Tag geht zu Ende.

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Samstag, 28.03.2009 09h30 - 11h20, Km 65.558
Fethiye steht auf dem Programm. Eine schöne Fahrt durch den Frühling; über der Bucht von Göcek gibt es ein paar atemberaubende Ausblicke.

Dann versuchen wir, den geplanten Stellplatz in Fethiye zu finden, was ganz und gar nicht einfach ist und außerdem mit der Erkenntnis endet, dass er unbrauchbar – weil zu steil – ist.
Auf dem Rückweg zur Stadt entdecken wir das Restaurant „Kalepark“, das über einen ziemlich großen, leider aber großteils auch „hängenden“ Parkplatz verfügt, auf dessen ebenem Bereich man als Womoist für eine Nacht gerne gesehen ist. Der Ausblick von seiner Terrasse (bei Caj) auf die Bucht samt Stadt ist traumhaft.

Wir besuchen die Felsgräber, warten dort auf passendes Fotolicht,

ruinieren beim Abstieg über die Felsen Ewalds Brille, suchen einen Optiker, lassen die Brille dort, gehen auf Döner und Ayran, besuchen noch einmal die Felsengräber, dann sind die Brillen fertig und Ewald auch.

Also marschieren wir zum Womo zurück. Nur nebenbei: die Felsengräber sind absolut sehenswert – meinem GG war´s halt ein bisschen zuviel – morgen kriegt er wieder Natur pur.
P.S.:Sehr angenehm berührt hat uns, dass für die Reparatur der Brille nichts verlangt wurde.

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Sonntag, 03.2009 09h50 - 14h50, Km 65.570 - 65.762, Saklikent
Mit Natur pur wird es zunächst nichts; der Strand von Ölü Deniz entpuppt sich als erschreckende Ausgeburt des Massentourismus.

Ein Riesendorf voller geschlossener Lokale und Hotels für vielleicht 4km Strand - nein, das wollen wir nicht! Wir legen uns eine halbe Stunde in die Sonne und suchen dann fluchtartig das Weite.
Von einer Schlucht habe ich gelesen, die man begehen kann, gar nicht weit weg von Fethiye, ist auch ausdrücklich mit einem grünen Stern in der Karte vermerkt. Aber leider: in die Schlucht kommt man nur ca. 100m weit, die sind allerdings sehr beeindruckend.

Himmelhohe, abenteuerlich ausgehöhlte Felswände engen den Fluss ein, der grünlichgrau durch die Klamm schießt. Das Gelände heraußen ist – gelinde ausgedrückt – verlottert.

Dabei ist die Idee für die Anlage sehr hübsch: Baumhäuser, Möglichkeit zum Raften, Fischen . . . . offenbar ein gescheitertes Unterfangen – schade. Auf der anderen Seite des Flusses jedoch tut sich eine kleine Wunderwelt auf. Wer immer die Idee hatte, sie ist einfach bezaubernd: ein Teil des Wassers aus der Klamm ist abgeleitet und gebändigt und dieser Wasserlauf ist nun an beiden Seiten gesäumt mit schilfüberdachten Holzplattformen;

jede von ihnen trägt eine Sitz- bzw. Liegelandschaft für 6-8 Personen mit bunten Matten und Polstern, Teppichen und einem niedrigen Tisch. Dort kann man essen, trinken, rauchen, reden, träumen . . . . alles 30cm über dem freundlich plätschernden Wasser.

muss einem erst einmal einfallen! Wer mit dem Türkensitz oder der Bodennähe nicht klarkommt, kann sich ans Ufer retten und an ganz normalen Tischen Platz nehmen und das Treiben von dort aus beobachten. Zwei kleine blecherne Schaufelräder quietschen vor sich hin, überall gibt es Töpfe mit bunten Plastikblumen, alles ist ein bisschen kitschig, aber herrlich gemütlich. Es gibt Fisch und guten Weißwein und ungemein freundliche Menschen – Herz, was willst du mehr? SAKLIKENT heißt dieser paradiesische Winkel.

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Montag, 30.03.2009 09h45 - 15h00, Km 65.762 - 65.843
Heute ist nicht viel zu erzählen. Es ist sehr warm und schwül, der Rundgang durch Xanthos dementsprechend kurz,

noch kürzer der in Patara. Dort verlangt man nämlich allein für die Zufahrt schon 5,-- TL, begründet durch einen weiteren Schildkrötenstrand, den man wohl auf dem Weg zu den Ausgrabungen passieren muss. Da Patara von Wanderdünen bedroht bzw. teilweise schon begraben ist, überlassen wir den Ort seinem voraussehbaren Schicksal und genießen die Schönheit der Küstenlandschaft. Wir entdecken einen kleinen Sandstrand (später erkennen wir ihn auf einem Werbefoto wieder),

waten ein bisschen im Meerwasser (ziemlich kalt) und im Wasser eines  dort mündenden Gebirgsbaches (eisig kalt) herum,

dann rollen wir weiter nach Kas und stellen uns mitten ins Getümmel des Hafenparkplatzes.

Hübsch ist es hier; weil es so früh im Jahr ist, gehört der Ort noch den Einheimischen und der alte Stadtkern kann seinen ganzen Charme entfalten. Jetzt ruft gerade der Muezzin zum Abendgebet. Und Ewald geht aufs Klo.

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Dienstag, 31.03.2009 09h50 - 12h05, Km 65.843
Mein Ewald Bey alleine weiß, warum er den letzten Satz stehen gelassen hat . . .
Beim Frühstück im Womo auf dem Hafenparkplatz kann man herrlich das erwachende Leben einer kleinen Hafenstadt beobachten,

die scheinbare Untätigkeit der männlichen Bevölkerungshälfte, die ersten Touristen taxieren, raten, woher sie wohl kommen mögen . . . . .
Kekova hat sich in unseren Köpfen eingenistet. Auf der Strecke dorthin lernen wir ein neues Gesicht der türkischen Topographie kennen, schroffe Felsen, wild zerklüftete Hänge, mit Macchie bedeckt,

gelegentlich eine Schafherde, eine Schildkröte, die sich über die Strasse  müht,

ansonsten winzige Dörfchen, eigentlich mehr Ansammlungen einiger weniger Häuser – es bleibt absolut rätselhaft, wovon die Menschen hier leben. Am Straßenrand sitzen zusammen gekrümmte Frauen mit der Sichel in der Hand und „ernten“, was es dort verwertbares gibt. Einige Kurven weiter sieht die Sache schon anders aus: aufgemauerte Terrassen mit riesigen Gewächshäusern, in denen Tomaten, Zucchini, Gurken reifen. Wenn man den Schildern Glauben schenken will, übrigens mit Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge.
Ücagiz begrüßt seine Gäste und vertreibt sie auch gleich wieder mit einer Tafel am Ortseingang: Parken 15,-- TL. Das mögen wir nicht, also verlassen wir diesen ungastlichen Ort wieder und nehmen Kurs auf Semina, was uns mangels genauerer Strassenbeschilderung direkt nach Kale=Demre=Myra führt, oder um ganz genau zu sein nach Andriake, wo die Autofahrerwelt mangels weiterführender Strasse bei einer Werft endet.

Aber sie beschert uns

  •  einen komfortablen Stellplatz

  •  eine herrliche Strand- und Dünenwanderung 

  •  eine Bootsfahrt nach Kekova

  •  eine Einladung zweier Türken, die in unserer unmittelbaren Nähe grillen, uns doch zu ihnen zu setzen

  • eine Einladung an Ewald zum Fischen (maximaler Erfolg, die Angelschnur ist noch da, allerdings ohne Fisch dran!)

Ja, und jetzt sind wir rechtschaffen müde. Morgen will unsere Grillbekanntschaft uns frische Tomaten und Orangen vorbeibringen.

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Mittwoch, 01.04.2009, 11h20 - 14h15, Km 65.906 - 65.927
Unser Freund kommt tatsächlich mit gut vier Kilo reifer Tomaten und mindestens ebenso vielen Orangen, bekommt einen Elma Cay = Apfeltee und geht dann mit Ewald sein Boot besichtigen. Inzwischen kann ich unsere Schmutznudel ein bisschen säubern, dann fahren wir ans andere Ende von Kale nach Myra. Gleich zu Beginn hat man einen grossartigen Blick auf die schroffe Felswand mit den wabenartig angeordneten Grabhäusern,

die unmittelbare Nähe der Nekropole zum Theater mutet recht eigenartig an; man ist versucht zu glauben, dass der Theaterbegriff „Inszenierung“ auch für die Welt nach dem Tod grosse Bedeutung gehabt haben mag.

Das zweite „Highlight“ – St. Nikolaus – ist für uns nicht wirklich eines, zumal der ganze Kirchenbau bis zur Unkenntlichkeit überdacht ist und wir für Lykien ein recht gutes Buch mit phantastischen Fotos erstanden haben, das uns dies alles weit anschaulicher präsentiert, als wir es jemals zu Gesicht bekommen würden.
Genug Kultur für heute – zurück ans Meer.

Wir stehen fast auf dem von zu Hause „mitgebrachten“ Google-Earth-Stellplatz, genießen die Sonne; dann kommt eine Nebelwand und versteckt alles hinter einem geheimnisvollen Schleier – bin sehr neugierig, wie es morgen ausschaut.

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Donnerstag, 02.04.2009 08h50 - 17h20, Km 65.927 - 66.295
Besch…………! Gestern Abend noch quittiert die Bordbatterie ihren Dienst, der Laderegler verhindert Ärgeres und wir sitzen bei Kerzenlicht.
Daher heute Morgenbetrieb auf Sparflamme und Konzentration auf CP, um an Landstrom zu kommen.
Wen es interssiert: von Kale bis Side suchen wir die Küste vergeblich nach einem CP ab. Folgende Auskünfte haben wir bekommen:

  • -         im nächsten Ort

  • -         10km weiter

  • -         3km weiter, dann links

  • -         2 haben wir im Internet als ganzjährig geöffnet, einer existiert gar nicht, der andere baut grad um und kann uns nicht Asyl gewähren, weil er offenbar irreguläre Stromanschlüsse hat

  • -         der letzte soll in Antalya sein – Bambus Motel Camp

dort rührt sich aber auch niemand am Telephon, also muss es ohne Strom gehen und wir stehen beim Leuchtturm im Stadtteil Lara neben dem Fußballplatz des Fenebahci Futbol-Club. Ein Superübernachtungsplatz mit Gratisbeleuchtung und –Fußballübertragung. Sehr zu empfehlen.

Von Antalya sehen wir so gut wie nichts; da die Stadt bereits über 900.000 Nüfüs (Einwohner) hat, reizt uns das auch nicht sehr.

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Freitag, 03.04.2009 10h40 - 11h55, Km 66.354 Schlafplatz Termessos
Ein rundherum perfekter Tag!
Wir fädeln uns ohne Hindernisse aus der Großstadt und sind zu Mittag schon in Termessos. UNBEDINGT HINFAHREN UND ANSCHAUEN! Man muss ein bisschen bergwandern und über Steinblöcke kraxeln (20min), aber der An- bzw. Ausblick vom Theater ist einfach überwältigend. Alexander d. Gr. soll von einem Adlerhorst gesprochen haben – das ist wahrhaftig nicht übertrieben. Eine praktisch uneinnehmbare Bergfestung mit allem, was eine Stadt damals ausmachte: Stadtmauern und –tore, Tempel, Bäder, Bouleuterion, Odeon, Kollonadenstraße, Nekropole mit Sarkophagen und Felsgräbern und – natürlich das Theater!  Phantastisch!

Gymnasium

Theater vom gegenüberliegenden Hang

Theater mit Panorama

Mit den ersten Regentropfen einer Gewitterwolke kommen wir aus dieser eindrucksvollen Bergwelt zum PP zurück. Wir wissen schon vom Eintritt her, dass wir im NP schlafen dürfen; leider hat das Resti nicht geöffnet. Bevor die Eierhörnchen Wirklichkeit werden können, betritt der Nationalparkoberaufseher die Szene, zaubert einen restaurantbesitzenden Bruder aus dem Ärmel, den er uns wärmstens ans Herz legt – wir dürfen dann auch zum Schlafen wieder kommen. Er hätte wirklich nicht Gescheiteres tun können, es ist einfach köstlich. Wir zwei essen für drei, lauter gute Sache, am köstlichsten hausgemachtes Yoghurt – ein Traum. Besuch dringend zur Nachahmung empfohlen: Yesil Vadi Restaurant (http://www.yesil-vadi.com); wenn man vom NP Termessos kommt, die D350 überqueren, Reklametafel hilft weiter, nach 300m links abbiegen. Viel Vergnügen!
P.S. Wir haben wieder 160 Ah – es leben die Solarpaneele!

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Samstag, 04.04.2009, 10h00 - 17h00, Km 66.354 - 66.528
Nachtrag zu gestern: da Termessos mitten im Nationalpark liegt, wird der Eintritt gleich bei Einfahrt in selbigen kassiert und beträgt dzt. 13,-- TL p.P.
Sehr feiner Schlafplatz mit Waldluft und Vogelgezwitscher. Nach dem Frühstück steht Womo-Putz an, leider, aber es staubt schon erheblich. Dann ist der Minimax wieder reisefertig, WC leer, Wasser voll, Grauwasser müssen wir leider auf einer Schutthalde verlieren.

Dann Aspendos: ein geschlossenes Theaterrund hat halt doch eine völlig andere Wirkung. So imponierend all die anderen Amphitheater als Bauwerke auch sind, hier wird die Funktionsweise deutlich, es ist direkt spürbar, wie die Konzentration auf das Bühnengeschehen gebündelt wird, ohne Ablenkung von außen.

Wir sitzen gut eine Stunde in den Zuschauerrängen und lassen das Bauwerk auf uns einwirken. Und mit genau diesem intensiven Eindruck werden wir jetzt das Thema Amphitheater beenden und kein weiteres mehr besuchen.

auch das wird geboten........
Wir machen noch einen Abstecher zum Aquädukt (Druckwasserleitung, 15m bzw. teilweise 30m hoch);

dann führt unser Weg kreuz und quer durch die Botanik (und wieder zurück fast zu unserem Ausgangspunkt – Endlosregen und ein paar Murenabgänge haben unsere Strasse unpassierbar gemacht,

Ewald bei Wegbesprechung mit Ortskundigen (der Plan liegt in der Mitte)

also ist nix mit Gebirgsüberquerung auf landschaftlich schönen Nebenstrecken.

Morgen werden wir kreuzbrav auf Normalstrassen nach Anatolien einreisen.

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Sonntag, 5.4.2009, 09h45 - 15h15, Km 66.528 - 66.788
Leider spielt das Wetter nicht mit, so dass wir viel von der wundervollen Landschaft nur erahnen können, weil sich die Berge in Wolken verstecken. Nur manchmal lugt ein verschneiter Gipfel bis zu uns herunter und zweimal reißt kurz die Wolkendecke auf und gibt frei, was wir alles versäumen. Schade!

Die Strecke führt uns durch wild zerklüftetes verkarstetes Felsland, an manchen Stellen tritt das Erdreich in den abenteuerlichsten Farben zutage, von anthrazitgrau über serpentingrün, leuchtendes Ockergelb bis zu rotbraun und violett.

Der Wald besteht fast ausschließlich aus Pinien durchsetzt mit einen kleinen Eichenart, die über den Winter ihre intensiv rotbraunen Blätter vom Herbst behalten hat, so dass eine ganz eigenartige Färbung entsteht. Die Almböden (?) stehen noch unter Wasser – nein, Frühling herrscht hier oben noch keiner.
In Beysehir finden wir einen idealen Übernachtungsplatz direkt am See; eigentlich gehört dieses Gebiet zum Naherholungsgebiet der Stadt mit Kinderspielplatz, Fitnessmeile u.ä.; der Schilfgürtel wird von den Petrijüngern eifrig genützt und wir schauen ihnen, den Enten und dem Storch vom Womo aus zu.

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Montag, 06.04.2009 10h00 - 15h00, Beysehir, Weiterfahrt 16h30,  Km 66.788 - 66.894
Wo anfangen ? Am besten noch gestern beim abendlichen Besuch eines in die Türkei eingewanderten Berliners – in Thüringen als Pastorensohn geboren – zum Islam konvertiert - der uns an unserem Stellplatz entdeckt und - entzückt von der Chance, deutsch sprechen zu können - anklopft und natürlich in Ewald einen dankbaren Gesprächspartner findet.

Heute morgen ist er wieder da und will uns zum Frühstück einladen. Da ist er aber spät dran! Pech, das er hat, muss jetzt er bei uns im Womo frühstücken und noch dazu Pumpernickel essen – das Gesicht werd ich nie vergessen: wie ein Kind unterm Christbaum.  Aber ehrlich, wer rechnet auch in der Türkei mit Pumpernickel?
Wir haben einen kundigen Begleiter und Dolmetscher für den Tag gewonnen, wir kaufen gemeinsam ein, er führt uns zur wunderbaren Holzsäulenmoschee Esrefoglu Camii, die – wie könnte es anders sein – geschlossen ist.

Macht nix, unser Dolmetsch ruft beim Imam an und diesen herbei, es seien Touristen da, die doch die Moschee so gerne von innen besichtigen möchten. Imam kommt und wir dürfen hinein.

Der Bau stammt aus dem 12. Jh. und hat bis auf das Portal   von außen ein recht nüchtern-strenges Gepräge; der Innenraum ist einfach überwältigend. Mächtige Säulen aus Zedernholz, die Kapitelle in Form von stilisierten Stalaktiten geschnitzt und bemalt,

tragen das Deckengebälk. Die Gebetsnische ist mit den gleichen kostbaren türkisgrünen Fliesen ausgeführt wie die in Birgi

und die Freitagskanzel ist feinste Schnitzarbeit aus Walnussholz. Bisher sicher der eindrucksvollste Moscheebesuch, insbesondere auch deshalb, weil wir die Ehre haben, den Imam original und ohne Verstärker zum Gebet rufen zu hören. Schön!
Unser Begleiter will uns nicht auslassen und bittet uns, seine Einladung zum Essen anzunehmen. Wir tun das und bereuen es wirklich nicht. Wir schauen dem Koch zu, ich darf ihn dabei filmen, was ihm seeeehr gefällt,

wir erleben Mittag in einer ausschließlich von Einheimischen besuchten Lokanta. Anwesend sind außer uns: drei bis fünf Gäste, drei bis fünf Söhne, die Ehefrau und der Bruder des Wirts. Die Unterhaltung ist sehr erquicklich und breitet sich schließlich auf das ganze Lokal aus. Ganz zum Schluss taucht auch noch ein Animateur auf, der ebenfalls gestern kurz bei unserem WOMO vorbeikam.
Da unser thüringischer Berliner Mangelerscheinungen bezüglich deutscher Lektüre hat, bedanken wir uns für die Einladung mit zwei Büchern aus der „Bordbibliothek“.  „Ihr habt mich reich gemacht“, bedankt er sich, lotst uns noch auf den Weg nach Konya und wir fahren wieder unsrer Wege. Wir haben diese Begegnung ebenso genossen und wenn jemand Beysehir zum Ziel hat, möge er uns eine Mail schicken, wir dürfen gerne die Telephonnummer weitergeben.
Selbstverständlich ist auch die Fahrt nach Konya nicht ganz hindernisfrei; wir geraten in ein nettes Schneegestöber, das sich aber Gott sei Dank nicht auf den Straßenzustand auswirkt.

Stellplatz in Konya:  Straßenparkplatz in der Stadtrandgartensiedlung Meram.

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Dienstag, 07.04.2009 09h50 Besichtigung, 17h00, Km 66.894 - 66.908
Stadtbesichtigungen sind echt anstrengend! Wir beginnen beim Alaeddin-Hügel und arbeiten uns langsam und stetig zum Mevlana-Kloster durch. Nach einer Weile verlieren wir die Übersicht über Moscheen und Medresen, nicht jedoch das Interesse daran; ich habe seit jeher eine Schwäche für diese Baukunst und den unglaublichen Formenreichtum in Steinmetzarbeiten, Schnitzereien, Fayencen u.v.a.m.

Rokoko Minarett der Aziziye Camii

Der bedeutendste Bau der Stadt aber ist das Mevlana-Kloster mit dem Grab des großen Mystikers, Dichters und Philosophen Celaleddin Rumi (Mevlana). Ob man nun Interesse am Mevlevi-Orden und den „Tanzenden Derwischen“ hat oder nicht - einen Besuch des Klosters sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.

Mevlana Kloster

Friedhof beim Mevlana Kloster

Die Anlage an sich ist schon beeindruckend, was Moschee und Mausoleum aber an Kostbarkeiten bergen, entzieht sich jeder Beschreibungskunst. Hier werden herrliche Kalligraphien und Koranhandschriften aufbewahrt, die geradezu unfassbar kunstvoll ausgeführt sind; die kleinste hat die Form eines Sechseckes von gerade einmal 4,5cm Durchmesser und wurde von einem jungen Mädchen von seinem 15. Lebensjahr an mit einem (!) Ziegenhaar geschrieben – mit 30 war sie fertig! Mir persönlich ist völlig schleierhaft, wie das gehen soll, so winzig sind diese Zeilen – und doch kann man mit einer Lupe jedes Detail sehen. Natürlich gibt es auch Sarkophage, eingebettet in orientalische Pracht, es sind szenische Nachstellungen und Gegenstände des Ordenslebens der Derwische zu sehen, wertvolle Tuche und Teppiche und – sehr ausgefallen – eine durchbrochene Marmorkugel von ca. 25cm Durchmesser, in der eine zweite steckt, aufgehängt an drei massiven Kettengliedern – all das aus EINEM Stück Marmor. Passenderweise heißt das Ding  „Geduldskugel“; es muss Jahre gedauert haben, sie anzufertigen.
Ja, Mevlana ist einen Besuch wert, auch wenn man kein Pilger ist und sich die Reise nach Mekka sparen will.
Ein berühmt gewordener Ausspruch des Mevlana: „Zeige dich, wie du bist, oder sei, wie du dich zeigst“.
Ich zeige an, dass meine Füße sehr müde sind, also lege ich sie jetzt hoch und lasse diesen Tag noch einmal vorüberziehen.
Stellplatz: derselbe wie gestern.
P.S.: Fotgrafieren war leider verboten, daher gibt´s von innen keine Fotos.

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Mittwoch, 08.04.2009, 09h55 - 16h00, Km 66.908 - 67.165
Kappadokien ist unser Ziel. Wir durchfahren die  Ebene des Tuz Gölü (Salzsee), flach und ereignislos wie ein Nudelbrett und landen bei unserer ersten Etappe, der Karawanserei Sultan Hani bei Aksarey. Ein wuchtiges Bollwerk gegen räuberische Überfälle; sehr gut vorstellbar, dass sich Reisende gerne in den Schutz seiner Mauern begeben haben.

Der Baukomplex hat beachtliche Ausmaße, (lt. Kulturführer entspricht die Grundfläche fast jener des Kölner Doms) und bot den Reisenden allerhand Komfort: Badehäuser, Kaffeestuben, Schlafräume, Unterbringung der Tiere und Waren, Werkstätten – kurz alles, was ein Handelsreisender so braucht . . . . .

In Sultan Hani gibt es einen CP: KERVAN Camping, Beschilderung bereits ab der Karawanserei. Platz für mindestens 10 Womo, vorausgesetzt, der Boden ist nicht mehr zu weich (Wiese); CP ist jetzt noch im Reinigungsstadium, während der Saison aber sicher brauchbar; 3 WC (englisch), Dusche, Strom, Waschmaschine vorhanden, keine spezielle Entsorgungseinrichtung gesehen, irgendwann einmal ACSI überprüft. E-mail:kervancamping@mynet.com
Die Weiterfahrt nach Ihlara gestaltet sich kurzweilig, wenn auch zunächst recht erfolglos, da in dieser Gegend auf Wegweiser weitgehend verzichtet wird.

Dann finden wir ihn aber doch, den Zugang zum Canyon und gleichzeitig auch einen phantastischen Stellplatz, nämlich einen riesigen Busparkplatz mit Blick in ein Teilstück der Schlucht, in der wir morgen Höhlenkirchen anschauen wollen. Für diesen Kunstgenuss haben wir 383 Stufen vor uns – hinunter und wieder hinauf.

Ihlara

Jetzt haben wir Rundumblick auf Wolkentheater und Sonnenuntergang. Recht frisch ist es hier: 9,5°C.

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Donnerstag, 09.04.2009 08h20, Km 67.165 - 67.253
Mit strahlendem Sonnenschein beginnt der Tag; so weit man schaut, blauer Himmel und verschneite Bergketten.

Wir machen uns an den Abstieg in die Schlucht. Neben uns steigen Felswände senkrecht empor, 100m hoch und mehr, teilweise glatt geschliffen, teilweise wild zerklüftet, am Fuß der Wände liegen – wie von Zyklopen heruntergeworfen - riesige Felsbrocken, über die wir jetzt kraxeln dürfen, um zu den Kirchen zu kommen.

Die meisten liegen 15-20m über dem Talboden – keine ganz einfache Angelegenheit! In dieser unwegsamen und unwirtlichen Umgebung wirken die Kirchen mit ihren Fresken recht berührend, trotz großer Schäden erkennt man noch sehr gut die in geradezu kindlicher Manier gestalteten Figuren, oft von großer Farbintensität.

Daneben gibt es auch Höhlenwohnungen man kann sich nur wundern, unter welchen Bedingungen Menschen zu leben bereit waren.

Noch viel mehr wundern wir uns darüber in Güzelyurt. Eine ganze unterirdische kleine Stadt tut sich da auf; sie ist noch nicht für den Fremdenverkehr „adjustiert“ und wahrscheinlich auch viel kleiner als Derinkuyu, aber gerade diese Ursprünglichkeit vermittelt ziemlich drastisch die Kargheit damaliger Lebensumstände, die im übrigen auch heute nicht berauschend sind.

Jetzt stehen wir in Derinkuyu und damit´s nicht fad wird, haben wir wieder einmal einen Polizeikontakt zu vermelden. Aber was für einen!  Wir stehen friedlich am Ortsrand beim Friedhof, ein Blaulicht fährt vor. Wir werden äußerst höflich gebeten, dem Streifenwagen nachzufahren. Dieser lotst uns direkt zur Polizeiwache und dort dürfen wir heute sozusagen unter Polizeischutz nächtigen. Wir werden zum Tee eingeladen und weil´s grad so gut passt, zaubert Ewald seinen Dienstausweis hervor, was den Herren einiges Schmunzeln entlockt. Wir plaudern also mit 5 türkischen Polizisten über "Gott und die Welt" und trinken köstlichen Tee. Manchmal stört das Funkgerät, es gibt aber keinen Einsatz. Auf unsere Frage nach dem Grund ihrer „Amtshandlung“ erfahren wir, dass jemand angerufen hat, der sich offenbar durch uns beunruhigt gefühlt hat.
Also stehen wir jetzt im Hof der Polizeidienststelle. (Diesen Platz möchte ich lieber nicht als Stellplatz auswerfen.)

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Freitag, 10.04.2009, 10h30 - 13h30, Km 67.253 - 67.362
Dieser Tag hat es in sich:

-         Derinkuyu

-         Uchisar

-         CP Kaya gefunden und wer taucht auf:

-         Svobi!

-         „ausgedehnte“ Wanderung durch die Zauberwelt vom Göreme

Ja, Derinkuyu ist schon einen Abstieg wert. Eigentlich unfassbar, unter welchen Bedingungen Menschen zu leben und überleben vermögen und sehr lehrreich, das alles „am eigenen Leibe“ nachzuvollziehen.

Faszinierend vor allem die offenbar sehr effiziente Entlüftung; immerhin haben sich dort zeitweise ziemlich viele Menschen aufgehalten, geatmet, gekocht, verdaut – das alles muss irgendwann einmal hinaus aus diesem unglaublichen System.

Und dann reisen wir endlich ein in die Welt der Zaubergestalten – die erste, die uns begegnet, ist die Burg von Uchisar.

Wir können uns gar nicht sattsehen und fotografieren wie die Wilden, obwohl wir genau wissen, dass wir noch viel mehr zu sehen bekommen werden und wieder die die Wilden knipsen werden  - der Zauber dieser Landschaft und die Vielfalt an seltsamsten Formen ist einfach umwerfend.

Genauso umwerfend empfinden wir auch den CP, der uns in Sultanhani empfohlen wurde und den wir nur wärmstens weiterempfehlen können:
Kaya Camping; aus Ürgüp kommend auf der D 300 dem braunen Wegweiser "GÖREME" folgen. Auf dieser Zufahrtsstraße nach Göreme liegt rechter Hand der CP. Das Schild ist gut zu sehen. Es gibt hier ordentliche Duschen, ordentliche WC, 2 Waschmaschinen, Kühlschrank und Küche für Platzbenützer sowie Entsorgungsmöglichkeit für WC - NICHT für Grauwasser.

Ja und was ist das denn? Kaum haben wir den allerersten Reisestaub abgeschüttelt und machen uns zu einem Spaziergang auf, biegt ein Womo ein mit österreichischem Kennzeichen LL-????
Ein Oberösterreicher!  Und nicht nur das – es ist der Svobi samt GG!  Das ist eine echte Überraschung – wir haben die beiden noch irgendwo bei Anamur vermutet. Wir machen uns aber trotzdem auf zu unserer „Zweistundenwanderung“, die sich dann einigermaßen dehnt (ca. 4 1/2 Stunden).

Es geht wieder einmal über Stock und Stein, dann ist die Handskizze doch nicht ganz so aufschlussreich, wie die beiden Urheber meinen und wir verlaufen uns ganz nett. Prompt spielt mein Hüftgelenk verrückt und die letzte dreiviertel Stunde ist eine echte Schinderei.

Aber:  NICHT EINE SEKUNDE MÖCHTE ICH MISSEN. Nicht einmal Kinder oder Künstler können solch abenteuerliche und bizarre Formenvielfalt erfinden; das Wandern ist eine ganz unpassende Fortbewegungsart, weil man sich ständig umdrehen muss. An und nach jeder Wegbiegung überraschen neue, höchst wunderliche steinerne „Gewächse“, man möchte oft gar nicht glauben, dass sie von dieser Welt sind und bleibt immer wieder staunend stehen.

Beim CP angelangt, gibt´s  dann Flüssigkeit, erst kalt für innen, dann heiß für außen. Herrlich heiße Duschen gibt es hier – überhaupt sind die Sanitäranlagen ganz außerordentlich und äußerst sauber.
Wetterbericht ist auch gut, Ballonfahrt vorbereitet – ich geh jetzt schlafen.

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Samstag, 11.04.2009, Stehtag
07h15 Tagwache !!!  Munter werde ich davon, dass Ewald in aller Herrgottsfrüh zählt . . . . 26, 27, 28, . . . Spatz, bitte schau da `raus!  Ich schau da `raus – nämlich beim Womofenster - und muss kurz überlegen, ob wir jetzt wohl Augenzeugen einer Invasion Außerirdischer sind.

Soweit das Fenster den Blick freigibt: nichts als Ballons, viele bunte Heißluftballons, die völlig unwirklich vor der Kulisse der steinernen Zauberwelt Kappadokiens auf und nieder schweben, in den Canyons verschwinden, um nach einer Weile wieder aufzutauchen.

Zeitweise scheinen die Ballons still zu stehen, manchmal beginnen sich welche zu drehen – und wir stehen, gefesselt von diesem unbeschreiblichen Anblick, erst im Womo, dann davor und schauen und schauen, dann tauchen die Nachbarn – Edith und Peter – auf und schauen auch. Die Fotos erklären alles.,

Der Rest des Tages ist herrliches Campingleben: Sonne pur, viel heißes Wasser, Staub abschütteln, Wäsche waschen - ich muss mir bei Edith sogar Wäscheklammern ausborgen - faul im Liegestuhl liegen, nach fünf Wochen Fahrt legitim und ein Hochgenuss!
Und während die hochgeschätzten Damen auf der faulen Haut liegen, müssen Peter und ich nach Ürgüp fahren und auf dem großen, von quirligem Leben überquellenden Wochenmarkt einkaufen. Anschließend sind wir noch gezwungen herrliche alte Teppiche anzuschauen, Tee trinken und Döner essen. Vollbepackt mit frischen Köstlichkeiten fahren wir dann mit dem Dolmus wieder zum CP. Glücklicherweise bleibt er direkt vor dem Eingang stehen, damit wir nicht so weit gehen müssen.......

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Ostersonntag, 12.04.2009 Stehtag
Ja, und heute ist es so weit: pünktlich zum Ostersonntag steigen wir mit einem „Riesen-Osterei“ in die Lüfte – wir fahren Heißluftballon. Edith und Svobi sind auch mit von der Partie.

Was soll ich sagen? Ein phantastisches Erlebnis!

Es passt aber auch einfach alles: strahlend schönes Wetter, eine atemberaubende Geographie, die im Morgenlicht von ganz besonderem Zauber ist,
Windverhältnisse, die dem Pilot erlauben, ganz dicht an die Felsen zu gehen - wir bewegen uns sozusagen zwischen 0 und 1000m, einmal kitzelt sogar ein Marillenbaum mit seinen Zweigen die Korbunterseite.
Unzählige bunte Ballons schweben neben, über und unter uns, man kann sich gar nicht satt sehen.

Eine ganze Stunde lang währt dieses Vergnügen, dann müssen wir leider zurück auf die Erde. Unter uns sehen wir die Bodencrew mit dem Hänger zum angepeilten Landeplatz fahren, die Männer werfen Staub in die Höhe, damit der Pilot die Windrichtung erkennen kann, und nach kurzer Zeit setzt er seinen Korb fast punktgenau auf dem Hänger ab – die Männer am Boden müssen ihn sozusagen „nur ein bisschen zurechtrücken“. Sehr beeindruckend!

Natürlich gibt´s Sekt und wir bekommen sogar eine Urkunde; dann geht es per Bus zurück zum Campingplatz und zu einem ordentlichen Frühstück. Göreme Milli Park: es ist Ostersonntag und der Touristenandrang daher beachtlich – auch wenn hier Ostern nicht gefeiert wird, anderswo machen die Menschen Osterurlaub und das merken wir heute deutlich. Edith und Svobi kämpfen sich mit uns durch die Touristenmenge, Svobi entwickelt beachtliche Aktivität beim Erklimmen der hoch liegenden Höhlenkirchen und das mit seinem neu erworbenen Knie!

Fresken in der Dunklen Kirche

Die byzantinischen Höhlenkirchen im Göremetal sind  wunderschön und absolut sehenswert; die eindringliche Wirkung der Kirchen im Ilhara-Tal erreichen sie aber für meine Begriffe nicht, obwohl sie wesentlich besser erhalten und auch in der Ausführung viel kunstvoller sind.
Damit lassen wir´s für heute genug sein mit Kultur,

wandern auf weiß und gelb gesprenkelten Wiesen in der Tuffsteinwunderwelt umher, begegnen zwei Schildkröten und lassen den Tag am CP in der Sonne ausklingen.

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Oster-Montag, 13.04.2009 09h15 - 17h00, Km 67.362 - 67.455
Heute spielt sich die Hohe Schule der Ballonfahrtlandung auf der Wiese direkt vor unserem Womofenster ab – ein herrliches Unterhaltungsprogramm fürs Frühstück. Zwei Piloten bringen ihre Ballonkörbe zwar auf den Hänger, aber die Ballons denken nicht daran, zusammenzufallen, beim einen dauert das Bergungstheater weit über eine halbe Stunde.

wird reisefertig gemacht und wir rollen wieder. In Zelve schauen wir uns noch die köstlichen „vielköpfigen  Morcheln“ an

eine dient der Jandarma als Dienststelle!

in Avanos die Keramiken und weiter geht die Fahrt nach Kayseri.  Wir bummeln durch den Basar,

wir essen Malti, die zwar ausgezeichnet schmecken, aber wohl doch leicht überteuert sind; die Womoküche wird um Schafkäse und einen Pastirmaschinken bereichert, dann suchen wir den Weg auf unseren Schlafberg (zu Hause aus Google-Earth herausgesucht). Nicht ganz einfach, aber eine Bombenaussicht. Hier sollten wir eine ruhige Nacht haben.

Aussicht von Ali Dagi (Schlafplatz)

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Dienstag, 14. 4.2009, 09h30 - 18h00, Km 67.455 - 67.878
Haben wir auch. Morgens wabern die Nebel um uns und hüllen allmählich den ganzen Erciyes Dagi ein – aber es ist recht warm.
Auf dem Weg nach Norden geraten wir erst einmal ordentlich ins Gemüse. Unseren Weg von Kayserei nach Yozgat versperrt ein Stausee!

Auf unserer Karte ist er noch ein Fluss, das hat sich gründlich geändert – die Strasse verschwindet geradenwegs ins Wasser, die Dorfbewohner wurden ausgesiedelt – übrig ist eine Geisterstadt in einer mehr als kargen Landschaft. Bis wir wieder halbwegs befahrbaren Boden unter den Rädern haben, sind  wir zwei Stunden und 77km gefahren. Also rollen wir auf normale Straßen weiter, die durch eine ganz erstaunliche Landschaft führen – nicht sensationell wie manche Küstenstriche oder Kappadokien,

aber voller weit geschwungener Hügelketten, die in unzähligen Farbtönen leuchten, von rot und  rostbraun über ockergelb, petrolfarben, bis tief dunkelbraun und schwarz; viele Felder sind schon saftig grün, die Dörfer ducken sich mit ihren ziegelgedeckten Walmdächern tief in die Talsenken – ein wunderschönes Bild.
Die Hethiter streichen wir aufgrund der sehr ermüdenden Fahrerei, außerdem sind wir leicht kulturmüde. Wir stellen uns am Rand einer Landstraße hinter fünf Föhren auf einen Picknickplatz. Mandelbäume stehen um uns herum, zwei Kuhherden kommen vorbei und wenn man ein paar Schritte geht, sieht man unten im Tal einen Stausee, der sich gerade im Abendrot badet.

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Mittwoch, 15.04.2009 08h00 - 14h50, Km 67.878 - 68.218
Die Nacht ist bewegt, gegen 23h00 stellt sich ein saftiges Gewitter ein; es kommt derart viel Wasser herunter, dass wir um 01h00 unseren Platz aufgeben – da Wiesengrund – und vorsichtshalber weiter Richtung Straße übersiedeln, wo der Boden geschottert ist. Der Morgen zeigt, dass die Entscheidung goldrichtig war: wir verschieben sogar das Frühstück und fahren gleich weg, so weich ist der Boden.
Die heutigen Fahrstrecken haben es wahrhaft in sich.
Die erste Etappe von Iskilip nach Tosya führt über zwei Pässe, 1100 und 1660m hoch und ist trotz Regen landschaftlich außerordentlich reizvoll. Wer sie fahren will, sollte allerdings wissen, dass dem Fahrer einiges abverlangt wird.

Er muss ständig gewärtig sein, dass plötzlich ein Fahrstreifen fehlt – weggebrochen  wegen bautechnischer Mängel; der Straßenbelag scheint direkt aufs Erdreich aufgebracht zu sein und das hält halt nicht lang. Außerdem muss er damit rechnen, dass gelegentlich beachtliche Felsbrocken mitten auf der Fahrbahn liegen. Offenbar scheint es Tage zu dauern, bis das jemand meldet und die Dinger weggeräumt werden (verwunderlich ist das allerdings nicht, uns ist auf der gesamten Strecke genau ein Auto begegnet). Wildgewordene Bäche, die ihre zermahlene Fracht quer über die Fahrbahn  verteilen, sind eher ein geringeres Problem. Das durchschnittlich fahrbare Tempo beträgt maximal 30kmh, aber -wie gesagt – landschaftlich ist die Fahrt atemberaubend und unbedingt zu empfehlen.

Die zweite Etappe führt von Tosya nach Saraydüzü und ist um nichts einfacher zu fahren. Sie beginnt verhältnismäßig harmlos; nach Verlassen des Ortes Kargi geht´s allerdings zur Sache. Die Straße wird sehr schmal, Belag und Bankett sind miserabel, es geht sehr eng um Felswände herum, jeder Bergbach führt nach großen Regenfällen Unmengen Material mit sich, das  zum Teil auf der Straße liegen bleibt, und bildet dort, er herunterkommt,  metertiefe Canyons. Ausweichstellen gibt es so gut wie keine -  der Fahrer hat wirklich nichts zu lachen. Geradezu phantastisch sind jedoch die steil aufragenden Felswände, die im Regen in den unwahrscheinlichsten Farben leuchten. Ich jedenfalls habe noch nie türkis-silbrig glänzende Felsen gesehen!  Blühende Obstbäume säumen die Straße und angesichts der wenige Dörfer, die wir passieren, bekommen wir eine Vorstellung davon, unter welchen Schwierigkeiten Menschen hier das Leben bestreiten müssen.
Eine abenteuerliche und wegen des lockeren Felsmaterials manchmal nicht ungefährliche Strecke; dann sind wir auch über diesen Bergrücken und rollen weiter bis  Boyabat, wo wir einen recht brauchbaren Stellplatz westlich der Burg finden - nur wenige Schritte vom Markt entfernt.
Als ich mich gerade fertig mache, um dort einkaufen zu gehen, führt wieder einmal der Zufall Regie.
SZENE 1: Ewald will schnell noch ein paar Radeln Wurst an zwei Katzen verfüttern. Er macht das sehr elegant, die Wursträder rollen über den ganzen Platz und die Katzen setzen ihnen nach und verkriechen sich damit unter ein Auto. Der Katzenbesitzer betrachtet das Schauspiel und natürlich kommt ein „Gespräch“ zustande, das damit endet, dass wir ihn zum Tee ins Womo einladen. Er kommt in Begleitung seiner Söhne und einer türkischen Landkarte, spricht kein Wort deutsch, ist aber ausgesprochen interessiert und begeisterungsfähig.  Unter Einsatz zweier Wörterbücher werden im Laufe einer dreiviertel Stunde die Dinge erörtert, die hier im Land wichtig sind:  wie man heißt, wie alt man ist, woher man kommt, wie viele Kinder man hat, ob Buben oder Mädchen, wie alt sie sind, und welchen Beruf man hat. Außerdem wird eine deutsch-türkische Einkaufsliste angefertigt, unser Gast ist sehr stolz auf seine neu erworbenen Sprachkenntnisse.  Die Buben werden mit Zuckerln und Mannerschnitten ausgestattet, dann verlässt uns unser Besuch und wir wandern zum Markt.
Leider finden wir keine Köfte – also gibt es Corba (mit Yoghurt!) und dann wird geschlafen – wir sind rechtschaffen müde.

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Donnerstag, 16.04.2009, 09h30 - 13h30, Km 68.218 - 68.227
Wie man sich täuschen kann – oh, nein, wir gehen nicht schlafen.
SZENE 2:  Mitten in den ersten Vorbereitungen dazu klopft es an der Womotür. Davor steht unser Katzenbesitzer und lädt uns zum Essen ein! Um acht am Abend! Eine Ablehnung ist unmöglich, so reizend bringt er seine Einladung vor. Also werden wir Gäste in einem original türkischen  Haushalt und ich werde diesen Abend nie, nie vergessen. Die türkische Gastfreundschaft ist umwerfend – das ist kein leeres Geschwätz. Selbst so wenig zu haben und es derart liebenswürdig und selbstverständlich mit „Fremden“ zu teilen – ein Herz erwärmendes Erlebnis. Ein Kuchen steckt schon im Backrohr, als wir das Haus betreten; während die beiden Männer sich wieder in Völkerverständigung üben, werkelt die junge Hausfrau (25) vergnügt und gelassen in ihrer Küchenecke an einer großen Schüssel Salat, dann bekommt der Kuchen eine Glasur, Tee wird zubereitet und als ich mir gerade überlege, wo denn das alles Platz finden soll, steht der junge Ehemann auf und kehrt mit dem Tisch unter dem Arm in die Wohnküche zurück. Das Ding ist 20cm niedrig, wird mitten in den Raum gestellt und alle setzen sich zum Essen drumherum. Sehr praktisch, wenn man das kann – ich kann´s nicht und darf an einem Extratischerl auf der Bank sitzen bleiben. Alles schmeckt köstlich und das bekunden wir auch in jeder erdenklichen Weise. Weil die Hausfrau nicht deutsch spricht, nimmt sie zur Verständigung den Umweg über die Handarbeiten, die sie angefertigt hat. Es sind hauchfeine Filetspitzen, die sie aus Seidengarn häkelt- kunstvolle Arbeiten, die wir auch gebührend bewundern.
Zum Abschied bekomme ich sogar noch ein Gastgeschenk überreicht, und als wir zum Womo kommen, ist es glücklich halb elf.
SZENE 3:  Heute früh erscheint vor dem Womo eine Abordnung der ortsansässigen Schule, bestehend aus 3 Mädchen und zwei Buben zwischen 7 und 11 Jahre alt.  Zunächst führen sie uns vor, wie gut sie englisch sprechen: My name is . . . . . . ,
Nachdem wir von allen wissen, wie sie heißen, laden sie Ewald zu einer Schulbesichtigung ein! Natürlich geht er mit, wird zur Schule geleitet, dem Direktor vorgestellt, besucht eine 2. Klasse und beseitigt alle Klarheiten, indem er den Kindern erklärt, dass man auch in Österreich deutsch spricht. . . . .
Während wir das Womo fertig machen, kommt zum Abschluss auch noch die Schulblaskapelle vorbeimarschiert, die gerade für das Jugendfest probt.

Das nenn ich eine würdevolle Verabschiedung!
Die Strasse nach Sinop ist brandneu und sagenhaft geräuschlos – zumindest bis Kabali, dann hat uns die Wirklichkeit wieder.
An Sinop ist das Schönste die Lage auf der Halbinsel; es gibt eine hübsche Strandpromenade, etliche Teegärten und einen Hafen, der hier als der sicherste der gesamten Schwarzmeerküste bezeichnet wird.

Wir stehen jetzt mit Blick aufs Meer an der Strecke Sinop – Kizilabali.

Das Meer ist geradezu unverschämt türkisblau. Ich stehe im Womo und koche – und wer kommt? Die Jandarma! Diesmal sogar zu dritt. Vor jedem Womofenster steht so ein Maxl mit einem Schnellfeuergewehr – ganz ein neues Kocherlebnis!
Nachdem der Chef alles kontrolliert hat, dürfen wir stehen bleiben und ein CP-Besitzer, der interessanterweise „zufällig“ zu dieser Amtshandlung gestoßen ist, preist uns seinen 2km weiter gelegenen CP an, den er „nur für uns“ aufschließen will. Als wir uns nach dem Essen tatsächlich dazu entschließen, ist niemand da und wir kehren zu unserem Stellplatz zurück.

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Freitag,  17.04.2009, 09h30 - 17h00, Km 68.227 - 68.507
. . . . . und stellen beim Abwaschen fest, dass die Wasserpumpe nicht funktioniert. Die Bedienungsanleitung wird studiert, Sicherung überprüft, Wassertank untersucht, im Endeffekt heißt es: wahrscheinlich hat sie ihr Leben ausgehaucht. Wie schön! Das braucht man doch unbedingt während einer Reise. Also wird das Wassermanagement neu geregelt, der Reiseplan geringfügig geändert und weiter geht´s auf der Küstenstraße Richtung Istanbul.

Gleich vorweg: landschaftlich ist diese Strecke ein Traum. Es gibt Abschnitte, die brauchen den Vergleich mit der Costa brava nicht zu scheuen. Oft findet zwischen den Bergen und dem Meer nur die Straße Platz und es bieten sich atemberaubende Ausblicke auf die Küste.

Die Straßenführung gleicht einer Achterbahn, aus schwindelerregenden Höhen geht es in engen Kurven steil ins Tal hinunter und gleich darauf wieder hinauf – eine ununterbrochene Kurvendreherei, aber phantastisch schön. Leider ist das Wetter sehr untermittelprächtig, der Straßenbelag oft zum Verzweifeln, daher das durchschnittliche  Tempo naturgemäß sehr gering (unter 40kmh). Zwischen Sinop und Türkeli  möchte man das Womo am liebsten auf Händen über die Straße tragen, danach wird es etwas besser.

Nach 7 1/2 Stunden sind wir in Cide, den eingezeichneten CP gibt es natürlich nicht, kochen möchte ich unter den gegebenen Umständen auch nicht unbedingt, also suchen wir nach einer Lokanta, wo wir auch schlafen können. In einer ganz versteckten Bucht entdecken wir eine, die aber eigentlich nur Sommerbetrieb hat. Für uns wirft der Wirt den Ofen an und brät selbst gefangene Fische – kleine, aber gleich eine ganze Pfanne voll, es gibt Salat dazu und es schmeckt köstlich; danach gibt es Tee und Kekse und serviert bekommen wir das alles im Wohnzimmer, weil ja das Lokal noch nicht geöffnet hat. Ein kleiner Ofen bullert vor sich hin – es ist richtig gemütlich. Jetzt sitzen wir im Womo und freuen uns, dass wir diesen Winkel entdeckt haben. Wird morgen noch bildlich verewigt.

Das Bild hab ich dazugeschwindelt - unser Gastgeber ist schon mit seinem Ruderboot zum Fischen unterwegs.

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Samstag, 18. 04 2009 09h30 - 16h35, Km 68.507 - 68.785
Eine strahlende Sonne kitzelt unsere Nasen, sodass wir munter werden müssen. Uns bleibt gar nichts anderes übrig. - Und das schon um 08.00 Uhr!!! Wir besichtigen noch einmal bei Tageslicht die Minibucht, lernen den Nachbarn kennen, der uns einlädt, doch einen Tag zu bleiben – aber Ewald hat keine Ruhe, die Wasserpumpe . . . . . .
Aber wir bekommen Tips für die Weiterfahrt, die recht hilfreich sind.
Die nun folgenden Straßen sind um einiges besser, so dass wir auch noch mehr von der wunderschönen Landschaft haben.

Überall grünt und blüht es, man wird eindringlich daran erinnert, dass Kleinasien das Herkunftsgebiet so mancher botanischen Schönheit ist, die wir heute in unseren Gärten pflegen. Amasra entpuppt sich als sehr hübscher Ferienort mit Badestrand, laut türkischem Fremdenverkehrsamt der schönste Ort an der Schwarzmeerküste.

Die erste Besiedelung soll im 6.Jh. v. Chr. stattgefunden haben; die Stadtmauer ist noch zu einem Gutteil erhalten, es gibt einen sehr gut geschützten Hafen – heute werden hier Bootsfahrten angeboten.  In Akcakoca sind zwei CP in der Karte angeben, einer davon existiert tatsächlich noch und auf diesem stehen wir jetzt mit Blick aufs blaue Schwarze Meer (TEZEL-Camping, ausgeschildert).

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Sonntag, 19.04.2009, 10h00 - 20h00, Km 68.785 - 69.169
Ein Kurzbericht über einen zähen, langen Tag: auf der D 010, bis Karasu, wo sie sich in die D 020 verwandelt. Landschaftlich sehr schön (ich trau es mich gar nicht mehr schreiben), die Straße ein Graus! Plötzlich will mein GG nicht mehr in Sile nächtigen und von dort die Wasserpumpensache managen, sondern nach Beykos (Vorort von Istanbul), weil dort ein CP in der Karte eingezeichnet ist. Die Einfahrt nach Istanbul im Sonntagsausflugsrückreiseverkehr ist ausgesprochen nervenaufreibend und es kommt, wie es kommen muß: diesen CP gibt es nicht, wir queren den Bosporus, umrunden Istanbul, finden Londra-Camping (ein Witz; praktisch ein Parkplatz neben dem Flughafen Atatürk), wir finden den Stadtteil Ataköy, wo ebenfalls ein CP sein soll – ist er aber nicht – closed sagt der Taxler!  Mit seiner Hilfe klären wir aber, wo die Adresse des Hymer-„Handelspartners“ ist – nämlich im asiatischen Teil, womit niemand gerechnet hat und was auch am Sonntag nicht telephonisch zu erfragen ist.

Also wieder über den Bosporus, diesmal auf der anderen Brücke. Noch ein paar Rückfragen bei hilfreichen Taxifahrern, noch einmal verfransen, dann stehen wir tatsächlich an der ersehnten Adresse – die Firma ist verzogen! Aus, wir bleiben genau dort stehen, wo wir parken, essen eine Kleinigkeit und versuchen zu schlafen. Ach – eine Vierzehnmillionen-Stadt schläft nie und wir daher auch nicht.

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Montag  20.04.2009, 11h40 - 16h10, Km 69.169 - 69.463
Auf ein Neues! Hymer in Eferding gibt neue Adresse bekannt, Taxifahrer wird mit Adresse ausgestattet und nimmt uns in Schlepp, bis wir endlich vor der Firma Eltesan Sogutma Sistemleri stehen. Diese erweist sich als sehr liebenswürdig, bestätigt unsere Diagnose – Wasserpumpe hinüber – hat jedoch keine auf Lager (das Womogeschäft geht in der Türkei äußerst schlecht, weil mit hohen Steuern belegt), bemüht sich noch, jemanden zu finden, der eine hat – vergebens!
Damit ist das Thema Istanbul erledigt, für mich sowieso, ich kenn es von vor 40 Jahren und bin richtig erschrocken, wie sich die Stadt heute präsentiert. Ewald hat´s ohnehin nicht mit den Städten, also richten wir den Minimax nach Westen aus und fahren noch einmal über den Bosporus. Wir rollen 230km durch Flachland mit Rapsfeldern, wir finden bei Edirne einen CP – mehr wollen wir für heute nicht (ÖMER-Camping südl. Edirne an der D 100, Richtung Canakkale links, ausgeschildert, Tel.: 0284 226 0036, die Hausfrau spricht sehr gut deutsch und ist ausgesprochen hilfsbereit; N 41°37,175´, E 026°38,453´.

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Dienstag, 21.04. 2009, Stehtag
Da auch hier keine Wasserpumpe aufzutreiben ist, geht es morgen Richtung Heimat. Heute erleben wir noch intensiv Türkei. Wir fahren mit dem Dolmus in die Stadt,

schauen uns die sehr eindrucksvolle Selimiye Moschee an

Besichtigung der Camii durch Türken mit Erklärungen durch den Imam

und werden auf dem Weg in den Basar von einem Türken angesprochen, der sich im Laufe des Gesprächs als „gelernter Wiener“ entpuppt. Er hat in Wien mehrere Jahre aus Dolmetsch gearbeitet, spricht also ausgezeichnet deutsch und lädt uns zum Cay in einen Teegarten ein. Es entwickelt sich eine recht lebhafte Unterhaltung, die auf dem Weg in die Stadt fortsetzt wird.

Wir bekommen allerhand zu sehen von Edirne und zum Schluss führt uns unser Begleiter zu einer Leberbraterei – sehr lecker, wie sie das hier machen. Hauchdünne Kalbsleberscheibchen werden in Mehl gewälzt und dann gebraten. Dazu werden Tomaten serviert, Zwiebelringe mit Petersilie vermischt und Chilischoten. Ganz zu Recht wird das als Spezialität der Stadt angepriesen – schmeckt hervorragend, sogar wenn man kein Leberfan ist.

v.links: Himmet, Sylvia, Ewald und der Lokalbesitzer

Es werden noch  E-Mail-Adressen ausgetauscht, auf dem Weg zu unserem Dolmus Teegläser erstanden – Ewalds Herzenswunsch - dann geht es zurück zum CP.
Wir veranstalten noch einen ausgiebigen Womo-Putz; die letzten 3 Tage haben erhebliche Spuren hinterlassen und hier haben wir ja noch jede Menge Wasser sozusagen vor der Haustür.
Morgen machen wir uns auf den Weg nach Hause.

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Mittwoch, 22.4.2009 10h00 ~ Grenze TR/BG 11h25 - 20h20, Km 69.463 - 70.113
Europa hat uns wieder!  Frühstück, Womo reisefertig machen, die letzten türkischen Lire umsetzen und auf Richtung Heimat. Es herrscht angenehmes Reisewetter, kühl aber trocken, der Weg ist bekannt, also verkrieche ich mich in ein Sudoku. Als wir in Sofia sind, herrscht gerade Sauwetter und es reichen wenige Sekunden aus, um den Abzweig nach Belgrad zu übersehen. Wir drehen vergeblich ein paar Kringsel, dann überlassen wir das Navigieren dem Garmin. Die Vorgabe „kürzeste Zeit“ führt dazu, dass er uns einen völlig neuen Weg führt – und zwar nach Osten! Mir wird ganz unheimlich dabei, ich sehe Wegweiser nach „Varna“, „Ruse“,Burgas“- da wollen wir doch gar nicht hin! (Ich seh´ jetzt schon den Svobi grinsen, wenn er das liest . . . ). Manchmal soll man aber doch der Technik vertrauen; nach rund 50km besinnt sich der Navi und lenkt unser Womo nach Vraca und über Montana nach Vidin. Ganz ehrlich: bis auf zwei oder drei Ortsdurchfahrten ist die Straße ein Traum und die Landschaft, durch die sie führt, lässt einem das Herz aufgehen – Stara Planina. Erst sind es recht hohe Felswände, die dann in sanftere Hügel auslaufen und gerade im schönsten Frühlingsgrün prangen. Die Obstbäume stehen in voller Blüte und überall begegnen uns Pferdefuhrwerke.
Diese Strecke ist um satte 140km länger als die Direttissima Beograd – Nis – Sofia, aber ungleich schöner und (wir müssen ja auch ans Womo denken) die Straße um Klassen besser. Die Maut in Serbien bleibt uns ohnehin nicht erspart; ansonsten müssten wir über die Donau nach Rumänien und über Timisoara nach Ungarn. So sehr ich Rumänien lieben gelernt habe, die Straßen dort kennen wir auch – für diesmal keine Alternative!
Wir wandern kurz zur recht imposanten Baba Vida Fortress

mit Blick auf die schon sehr breite (gestaute ?) Donau – nicht wieder zu erkennen, die alte Dame!
Jetzt stehen wir auf einem Stellplatz, den wir schon vorher geistig notiert haben (bewachter Schlafplatz für LKW, Tankstelle, Werkstätten, Shop, Restaurant, alles sehr ordentlich und sauber) an der Einfahrtstraße nach Vidin rechts gelegen (N 43° 35,895' - E 022° 50,419') und mein Ritter der Landstraße pflegt der verdienten Ruhe.

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Donnerstag, 23.04.2009, 10h15 - 20h00, Km 70.113 - 70.756
rollin`, rollin , rollin`. . . . . . . . . der Grenzübertritt nach Serbien gestaltet sich freundlich, friedlich, aber penibel – immerhin könnten wir ja Schlepper sein. Meistens belassen es die Zollbeamten aber beim Wageninneren, in die Garage schaut nur einer.
Serbien zeigt sich von seiner besten Seite; wir fahren zwischen bewaldeten Hügeln durch weite grüne Täler; hier gibt es noch Streuobstwiesen, die Apfelbäume stehen gerade in voller Blüte und an den Gartenzäunen duften die Fliedersträucher um die Wette.
Belgrad, Flachland, der zähe Weg an die ungarische Grenze. Bezüglich der Grenzstation unterhält uns unser Garmin mit launigen Redensarten, bis wir auf seine Auskünfte pfeifen und nach Szeged fahren. Wer aber glaubt, dort ist problemlos ein CP auffindbar, irrt gewaltig. Mr. Garmin bietet uns drei Stück an, zwei existieren nicht (mehr), der dritte ist 48km entfernt und als wir in Kisunhalas ankommen, noch nicht geöffnet. Immerhin gibt es aber zwischen Thermen-Camping und dem gegenüberliegenden Kreiskrankenhaus einen großen Parkplatz, der sich fabelhaft zum Übernachten eignet. Und genau das tun wir.

Eine tadellos geputzte Windschutzscheibe nach einem langen Fahrtag

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Freitag, 24.04.2009, 08h40 -13h15, Km 70.756 - 71.033
So leer der Parkplatz abends, so voll ist er morgens . . . . .
Sonnenschein und Vogelgezwitscher weckt uns, also gibt es keinen Grund, liegen zu bleiben, zumal uns das Wasser lockt: wenn nicht Kisunhalas, dann eben Sarvar! Noch mehr Frühling, diesmal ungarisch. Lichtgrüne Pappelalleen, wieder endlos Fliederhecken, riesige Rapsfelder, saubere Dörfer, ein kleines Stück Balaton, der sich in kühlem Grün präsentiert und dann sind wir endlich bei einem geöffneten CP! Wasser, viel Wasser! Für uns, fürs Womo, für, für, für . . . . .
es gibt kaum etwas Lehrreicheres als selbst erlebter Wassermangel (von Not hat man hier wohl nicht zu reden).  Uns ist dieses Thema vom Segeln her ja sehr vertraut und wir können gut mit Wasser haushalten. Am Schiff kann man ja zur Not im Meer Geschirr waschen und sich selber auch, aber an Land? Gerade der richtige Moment, um schnell ein Hohelied auf die „Wasserkultur“ der Türkei zu singen. Es gibt dort kein Wasserproblem für einen Womo- oder sonstigen Autofahrer. Auf Schritt und Tritt stößt er auf gefasste Quellen, die oft geradezu Treffpunkte zu sein scheinen, und es ist fast immer erstklassiges Trinkwasser. Und die Idee, dass ich kein Wasser bekomme, wenn ich danach frage, ist geradezu absurd. Vielleicht, aber nur vielleicht kann das in den großen Touristenzentren geschehen; aber die meiden wir ohnehin wie die Pest.
Ja, so schön es hier ist in Sarvar: meine Gedanken haben schon wieder ihren Weg zurück in die Türkei und zu ihren Menschen gefunden, die trotz aller Pannen und Missgeschicke diese Reise wert war.

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Samstag, 25.04.2009 11h30 - 13h30, Km - 71.162
Es weckt uns zeitig am Morgen strahlende Sonne und die Diskussion einiger Vögel, die sich offensichtlich nicht einigen können, wer nun der Auserwählte sein darf. Es ist zwar immer noch kühl am Morgen, aber wir genießen diese frühlingsfrische Luft in vollen Zügen. Nach dem Frühstück machen wir den Minimax reisefertig und - - nein, wir fahren noch nicht, wir gehen noch einmal baden. Dann ist es aber wirklich Zeit, da wir ja um spätestens 12.00 Uhr den Platz räumen müssen. Wir fahren gemütlich (wir haben ja kein Wasserproblem mehr) Richtung Wien. Knapp nach der Grenze sieht Ewald ein Geschäft einer großen Lebensmittelkette. Wie von selbst, lenkt der Minimax auf den Parkplatz, Ewald verschwindet im Geschäft und kommt nach kurzer Zeit wieder. Was hat er in der Hand?? Zwei Leberkäsesemmeln! (Brötchen, gefüllt mit Fleischkäse) Es ist ein Genuss nach der - guten - Kost in der Türkei.Dann kommt der letzte Akt des Türkeiurlaubes: Wir kommen zu Hause an, packen die Transportkisten mit verderblichen Lebensmitteln, Schmutzwäsche, Sauberwäsche, die wir nicht gebraucht haben und den unentbehrlichen Reiseartikeln. Unsere Tochter holt uns mit dem Pkw. ab - und der Alltag hat uns wieder.


Zusammenfassung:

Grundsätzlich ist jedem anzuraten, einen Urlaub in der Türkei zu machen. Die Menschen sind dermaßen liebenswürdig, dass man glauben möchte, auf einem anderen Stern zu sein. Die Gastfreundschaft ist hier kein leeres Gerede. Allerdings sollte man sich vor Antritt der Reise mit den unterschiedlichen Gebräuchen und Lebensarten vertraut machen. Es sollte für jeden Türkeiurlauber eine Selbstverständlichkeit sein, eine Camii (Moschee) ordentlich gekleidet zu betreten, Frauen mit Kopftuch, keine T-shirts oder kurze Hosen zu tragen. Es sollte auch eine Selbstverständlichekeit sein, nicht vor betende Menschen zu treten und zu fotografieren. (Einen Schuhlöffel mitnehmen ist angeraten, weil man ja die Schuhe vor dem Betreten der Moschee auszieht.) Auch sollte es klar sein, dass man während eines Gottesdienstes (Gebetszeit) keine Camii besucht und die Betenden stört.
Wir haben leider ein sehr verregnetes Frühjahr erwischt (im Vorjahr haben die Bauern um Regen gebetet), es war auch noch sehr kalt. Trotzdem war es uns lieber am Abend und am Morgen das WOMO zu heizen, da wir beide während der Fahrt nicht schwitzen wollen. Wir konnten auch (fast) alle vorgenommenen Stätten besuchen. Leider hatte sich der Frühling noch nicht bis zur Flora durchgesprochen, sodass wir noch meist in der Spätwintervegetation unterwegs waren.
Die meisten kulturellen Sehenswürdigkeiten sind es auch wirklich wert, besichtigt zu werden. - Überhaupt jene, die nicht dem Massentourismus unterliegen. Dort ist zwar nicht alles so schön aufbereitet, aber man hat mehr Möglichkeiten die Fantasie spielen zu lassen.

 

Gesamtausgaben incl. Reparaturen (in €)

Technik

440,00

Stellpl.

165,00

Diesel

1.070,95

Gas

32,00

Maut

175,68

Div.

373,80

Essen gehen

276,37

Eintritt

255,00

Bordverpflegung

249,27

Gesamt:

3.038,07

 

Gesamte Kilometerleistung

Km Abfahrt

61.632

Km Ankunft

71.162

gefahren:

9.530



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