Als spätberufener Biker habe ich mit 56 Jahren den kleinen 125er Schein beim ARBÖ gemacht. Das sollte meine Welt revolutionieren. Alle sagen, der 125er Schein ist die Einstiegsdroge für den "echten" A-Schein. Das ist sicherlich zum großen Teil richtig. Ich muss aber trotzdem sagen, dass das Fahren mit der 125er irrsinnig viel Spaß gemacht hat. - Und in der Stadt ist sie durch ihre Wendigkeit sowieso nicht zu schlagen. Eine echte Alternative zu Auto oder Moped im Stadtverkehr.

Mein erstes Motorrad war demgemäß eine Honda Varadero 125. In schwarz/silber.

Sie schaut richtig toll aus und hat hervorragende Fahrleistungen. Ihre 15 Pferde bringen sie schnell auf "Betriebsgeschwindigkeit" und das Fahrverhalten gleicht dem eines ausgewachsenen Motorrades. Wie schon erwähnt, ein ideales Fahrzeug für die Stadt. Ich bin damit Amtswege, Einkaufen und auch große Touren, die sich über mehrere Tage zogen, gefahren.

Die nackte Version wurde von mir natürlich für meine Zwecke und für mein Auge adaptiert. So bekam sie einen GIVI Koffer, ein hohes Tourenschild, beheizbare Griffe, da ich ja die Winter durchfahre. Natürlich durften da auch die windabweisenden Handprotektoren vor den Griffen nicht fehlen.

 

Da bei längeren Touren natürlich auch mehr Gepäck notwendig ist, habe ich der Vara auch einen Tankrucksack mit Kartentasche gegönnt. In die Kartentasche kamen dann immer die "Road books" die ich mir geschrieben habe. Für die Pflege der Kette und auch zum Messen des Ölstandes - die Vara hat ein Schauglas - war natürlich auch ein Hauptständer notwendig.

Da mir die Heckpartie, genauer gesagt der Hinterradbereich so "nackt" vorkam, hat sie auch einen Kotschützer bekommen. Ich muss sagen, sie hat damit wesentlich "erwachsener" ausgeschaut. Außerdem wurde dadurch das zentrale Federbein für das Hinterrad nicht so schmutzig. Das war sehr angenehm, wenn ich das Federbein wegen unterschiedlicher Gewichtsverhältnisse verstellen musste.

Ich bin mit der kleinen Vara ca. 1 1/2 Jahre gefahren und kann nur sagen, dass ich sehr zufrieden mit ihr war. Sie hat mich NIE in Stich gelassen und ich habe mir mit ihr doch einige Fahrpraxis geholt.

Zum Fahrstil, den dieses Bike verlangt:

Die 1. ist lediglich zum Wegfahren und es ist sehr schnell auf die 2. zu schalten. Grundsätzlich ist sie so zu fahren, wie die schaltbaren Mopeds. Gang rein, auf 10.000 Touren drehen (aufreißen), Gang rein, aufreißen.... Sie beschleunigt für ihre Verhältnisse sehr gut und hat eine Spitzengeschwindigkeit von ca. 120 km/h (ohne Gegenwind).

Die Vara lässt sich wunderbar in die Kurve drücken, bis die Fußrasten auf der Fahrbahn kratzen. Sie hält dabei (ich hatte Michelin montiert) sehr gut die Spur und rutscht nicht weg. Über das Fahrverhalten offroad kann ich leider nichts sagen, da ich fast ausschließlich Asphalt gefahren bin. Ich habe sie sportlich gefahren und dabei bemerkt, dass ihr der Drehzahlbereich zwischen 9.000 und 11.000 am Besten gefallen hat. Sie dreht im Übrigen 12.000 und riegelt dann ab. Das ist etwas unangenehm, wenn man gerade dabei ist, einen Lkw zu überholen......

Hier sind zwei 125er und eine 1000er-Vara (von rechts nach links) zu sehen. Die Schwarze war meine.

Nachdem ich dann den A-Schein gemacht habe, wurde die Kleine verkauft und ein "erwachsenes" Bike angeschafft. Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was es für ein Bock werden sollte. Ein Streetfighter (in der Umgangssprache Tachoschlecker) oder ein Chopper kam für mich nicht in Frage. Ich wollte längere Touren fahren können, ohne Kreuz- oder sonstige Schmerzen zu bekommen.

Also hat sich die Auswahl schon stark eingeschränkt. Gefallen musste mit das Motorrad auch, das Preis - Leistungsverhältnis musste stimmen. Dann wollte ich ein Motorrad, das zwar Kraft, aber nicht unbeschränkte Power hat - und es sollte auch ein Moped sein, das nicht jeder fährt, aber doch jeder kennt. - Wenn es geht einen Klassiker.

Jetzt war die Auswahl gar nicht mehr so groß. Geliebäugelt habe ich nach diesen Überlegungen mit einer Triumph Tiger 900, noch mit dem Vergasermotor. Diese Maschine bin ich auch als erstes Probe gefahren. Es war ein Erlebnis. Viel, fast zu viel Kraft, sehr kultiviertes Fahrwerk und eine Laufruhe des Dreizylinders, die faszinierte.

Allerdings waren die Betriebskosten für mich nicht mit der Leistung in Einklang zu bringen. Steuer wie ein Mittelklassewagen und der Verbrauch jenseits der 7 Liter war mir zu hoch. Trotzdem - ein Bike, das Fahrvergnügen pur verspricht, mir sehr gut gefällt und Grundsolide gebaut ist.

 

Na ja, da wäre dann noch die Transalp von Honda. Auch ein grundsolides Fahrzeug und sicherlich eine vernünftige Wahl, wenn auch vom Charakter und der Philosophie wie Tag und Nacht im Vergleich mit der Triumph. Ich bin sie natürlich auch gefahren und hab mich drauf eigentlich ganz wohl gefühlt. Allerdings ein Moped, das sehr zahm ist, angenehm zu fahren, mit ausreichend Power für einen älteren Herrn.

 

 

Das Preis - Leistungsverhältnis stimmt meines Erachtens bei diesem Moped auch. Als ich abgestiegen bin, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um ein "Damenfahrzeug" handelt. (Bitte alle Männer, die eine Transe fahren nicht mit Steinen werfen!!!) Es handelt sich da um einen rein subjektiven Eindruck, den ich hatte.

Nicht Probe gefahren bin ich die Teneree und die ganzen modernen Bikes in dieser Kategorie (TDM, Aprilia, KTM,...). Ich wollte etwas, das mit einem gewissen Flair behaftet ist. Was nicht jeder fährt, doch jeder kennt. Da ist dann die Auswahl wirklich nicht mehr sehr groß.

 

J A ! ! !

 

Da gibt es dann noch die Africa Twin. Ein Teil, das Geschichte hat, sich die Technik seit Jahren bewährt hat und doch kein Oldtimer ist. Ich hatte sie ja schon des Längeren im Hinterkopf, wollte jedoch vorher noch anderes probieren, das mich interessiert. Nun war es so weit.

Also Ausschau gehalten nach Angeboten. Ich wurde auch bald fündig und habe mir einen Probefahrtstermin ausgemacht. Das Moped dürfte technisch in Ordnung gewesen sein, der Motor sprang sofort an (obwohl er kalt war), und hatte einen kernigen Klang - auch beim Schalten. Fahren ließ sie sich sehr gut, verlangt jedoch einen aktiven Fahrer. Überrasche hat mich das doch recht hohe Gewicht von ca. 230 kg, das ich bei einer Enduro nicht erwartet hatte. Die Twin gefiel mir und ich fühlte mich wohl darauf. Also schreiten wir zur genaueren Begutachtung.

Der Motor hatte offensichtlich schon längere Zeit kein sauberes Wasser zu sehen bekommen und war nur flüchtig abgewischt und bei vielen Schrauben, sowie an den Felgen bei den Verschraubungen der Speichen waren Rostränder zu bemerken. Über den Servicezustand konnte mir der Verkäufer keine Auskunft geben, weil er die Maschine für einen Freund verkauft. Na gut, soll so sein. Es gibt ja noch andere Bikes......

Die nächste Annonce die mir in Auge stach, war ganz in der Nähe meines Wohnortes und deshalb habe ich auch angerufen und einen Termin ausgemacht.

Ich fuhr in den 7. Wiener Gemeindebezirk und traf dort den Verkäufer, der mich in die Garage führte und die Twin an das Tageslicht schaffte. Der Erhaltungszustand war auf den ersten Blick ein ganz anderer. Alles gepflegt, auch die kleinsten Ritzen sauber, die Kette geschmiert, die Felgen blitzten mich an. (Alle Endurotreiber, die offroad fahren, werden wahrscheinlich jetzt lauthals lachen.) Er startete die Maschine, nachdem er mir erklärt hatte, welche Vorzüge gerade dieses Modell (Bj 95) gegenüber anderen hätte, welche Serviceabstände er eingehalten hat und dass auch das Elektronikteil der Benzinpumpe schon getauscht ist. Außerdem erzählte er vom Vorbesitzer, den er sehr gut kannte und mit dem er einige Runden gedreht hatte. Wie gesagt er startete das Bike und ich fuhr eine kleine Runde. - Das war`s.

Seither fahre ich begeistert Africa Twin und habe den Kauf keine Sekunde lang bereut. Da können die Tachoschlecker aufreißen und in gebückter Haltung vorbeifahren wie sie wollen. Ich sitze ganz bequem auf meinem Bock und genieße das Feeling.....

 

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